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Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2016: die Autos der Klasse A

Klasse A - Vorkriegs-Dekadenz

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1920 Delage CO 4 1/2 Litre

Allein die Bezeichnung der Karosserievariante ist bei diesem fast 100 Jahre alten Luxus-Automobil eine Verlockung: Salamanca, das klingt nach südländischer Eleganz, gewürzt mit einer Prise Exotik. Der nahezu ausgestorbene Begriff meint eine Art Sedanca de Ville, dessen Fond allerdings kein dauerhaft geschlossenes Coupé bildet, sondern zu öffnen ist - womit sich der Wagen in Verbindung mit der versenkbaren hinteren Windschutzscheibe praktisch zum offenen Tourer verwandeln lässt. In Amerika, wo diese Aufbauform damals sehr beliebt war, sprach man auch von einem „Convertible Town Car“. Nicht zweifelsfrei geklärt ist indes die Herkunft dieses Salamanca; einige Spezialisten sind sicher, in der beinahe schon als filigranes Kunsthandwerk ausgeführten, jedoch formal konservativen Machart die Handschrift von Loius Gallé zu erkennen. Was auch regional gesehen plausibel erscheint: Der Karossier saß in Boulogne sur Seine nahe Paris - nur acht Kilometer vom Delage-Werk in Courbevoie entfernt.

Motor Reihensechszylinder, 4524 ccm Hubraum
Aufbauform Salamanca
Karossier Gallé
Besitzer Albert Fellner (Österreich)

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1925 Alfa Romeo RL Normale

Der erste renntaugliche Alfa Romeo nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Hinblick auf die Dreiliter-Formel konstruiert. Wobei die technische Basis auch eine Zivilversion ermöglichen sollte. Mit ebendieser - passenderweise „Normale“ genannt - debütierte das Modell RL Ende 1921. Ihr Reihensechszylinder, dessen hängende Ventile von einer seitlichen Nockenwelle gesteuert wurden, leistete respektable 56 PS. Das 1926 erschienene Spitzenmodell RL SS (Super Sport) wuchtete sogar bis zu 90 PS auf die Kardanwelle. Von den insgesamt 2640 Wagen der Baureihe RL, die bis 1927 entstanden, wurden nur sehr wenige exportiert. Nach Spanien ging ein einziger, und zwar der hier vorgeführten Alfa Romeo RL Normale als motorisiertes Fahrgestell. Mittels edelster Materialien schuf die „Carroceria J. Farré, Barcelona“ den Aufbau in Form eines Coupé de Ville, 1925 wurde der Wagen nach Mallorca geliefert. Dort blieb er ein Dreivierteljahrhundert lang im pflegenden Familienbesitz, weshalb er nie eine Restaurierung benötigte. Noch heute befindet sich dieses nur einmal gebaute Stück in gepinseltem Erstlack.

Motor Reihensechszylinder, 2916 ccm Hubraum
Aufbauform Coupé de Ville
Karossier Farré
Besitzer Manfred Sontheimer (Deutschland)

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1934 Rolls-Royce Phantom II Continental

Als Rolls-Royce 1929 den Phantom II als neues Spitzenmodell lancierte, hatte sich die Vertriebsabteilung bereits gegen eine sportlichere Variante mit kurzem Radstand entschieden - mangels kommerzieller Perspektive. Dass die Fertigung des „Phantom II Continental“ später doch noch beschlossen wurde, lag an der entsprechenden Einzelanfertigung für Sir Henry Royce, die beim Concours d’Elegance 1930 in Biarritz den „Grand Prix d’Honneur“ errang. Bis 1935 entstanden schließlich 281 Continental, die sich vom normalen Phantom II etwa durch eine niedrigere Lenksäule und ein härteres Fahrwerk mit fernjustierbaren Hartford-Stoßdämpfern unterschieden. Außerdem sorgte bei den meisten Einheiten eine schärfere Nockenwelle für eine Leistungssteigerung von 120 auf etwa 140 PS. Eines jener rasanten Selbstfahrerstücke ist dieses von Hooper karossierte viertürige Cabriolet. Erstbesitzer war der wohl schillerndste Rolls-Royce-Stammkunde aller Zeiten: der armenische Wirtschaftsmagnat Nubar Gulbenkian.

Motor Reihensechszylinder, 7668 ccm Hubraum
Aufbauform 4-Door Convertible
Karossier Hooper
Besitzer Stephen Clark (Großbritannien)

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1935 Squire 1 1/2 Litre Long Chassis Tourer

Mit nur 21 Jahren begann Adrian Squire Sportwagen zu bauen, die es mit den Boliden der großen Marken Alfa Romeo und Bugatti aufnehmen konnten. Um dieses Ziel zu erreichen, wählte er nur die besten Zutaten, etwa ein Wilson-Vorwahlgetriebe und extrem leichte Magnesium-Bremstrommeln. Krönung der Konstruktion war der Doppelnockenwellen-Vierzylinder von Anzani, der dank Kompressor 110 PS aus nur 1,5 Liter Hubraum schöpfte - und einen Topspeed von 100 Meilen pro Stunde ermöglichte, den der junge Hersteller aus Oxfordshire bei heruntergeklappter Windschutzscheibe garantierte. Da die besten Zutaten auch zu den teuersten gehörten, kostete der Squire 1 1/2 Litre rund 1200 Pfund - dreimal so viel wie ein SS Jaguar 100. Nach nur sieben Wagen schloss Squire 1936 seine Tore. Zwei weitere Wagen komplettierte sein Kunde Valfried Zethrin, Erstbesitzer des hier präsentierten Exemplars. Es ist der erste von nur zwei Squire mit „Long Chassis“, die weiteren fünf waren Two-Seater Roadster mit kurzem Radstand. Die sechs Wagen der faszinierenden Marke, die bis heute überlebt haben, befinden sich ausnahmslos in bedeutenden Sammlungen.

Motor Reihenvierzylinder, 1496 ccm Hubraum
Aufbauform 4-Seater Tourer
Karossier Ranalah
Besitzer Peter Neumark (Großbritannien)

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1937 Bentley 4 1/4 Litre

Mitte der Dreißigerjahre wurden viele sportliche Tourenwagen von Weltrang immer luxuriöser, mithin immer schwerer. Für die Marken Bentley und Rolls-Royce war dies 1936 der maßgebliche Anlass, den Reihensechszylinder der seit 1933 gebauten Schwestermodelle 31/2 Litre und 20/25 durch Erweitern der Bohrung auf 41/4 Liter Hubraum zu vergrößern. Der entsprechend bezeichnete Bentley, der nunmehr 125 statt 115 PS leistete, entstand bis zur Ablösung durch den Mark V im Jahr 1939 genau 1234mal. Die überwiegende Anzahl dieser edlen Wagen wurde durch Park Ward karossiert, Aufbauten anderer Häuser blieben zumeist rar. Vom hier gezeigten „Allwetter-Tourenwagen“ fertigte der traditionsreiche, anno 1805 als Pferdekutschen-Hersteller gegründete Karosseriebauer Hooper & Co. gerade einmal zwei Stück. Das babyblaue Cabriolet, das übrigens nie eine vollständige Restaurierung erfuhr, ging seit seiner Erstzulassung am 10. April 1937 durch mehrere Besitzerhände, verblieb dabei aber stets im Vereinigten Königreich.

Motor Reihensechszylinder, 4257 ccm Hubraum
Aufbauform Cabriolet
Karossier Hooper
Besitzer Michael Kliebenstein (Großbritannien)

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1937 Lancia Astura Serie IV

3,48 Meter Radstand, 5,38 Meter Gesamtlänge - allein anhand solch eindrucksvoller Zahlen beweist dieses unvergleichlich elegante Viersitzer-Cabriolet echtes Oberklasseformat. Bis sich die Motorhaube öffnet und den irritierten Blick auf das engwinklige V8-Triebwerk freigibt: Das ist so winzig, dass es sich in dem großzügigen Maschinenraum zu verlaufen scheint. Einmal in Fahrt, stellt sich jedoch eine unerwartete Harmonie ein: Der im Stand gigantisch wirkende Lancia Astura der finalen Bauserie IV gibt sich durchaus handlich und leichtfüßig, während der geschmeidige Dreiliter für respektable Schubkraft sorgt. Bis zum Verkauf an den aktuellen Eigner im Jahr 2011 war der Wagen ununterbrochen in der Schweiz beheimatet, wo er anno 2002 lediglich eine mechanische Überholung erfuhr. In den vergangenen Jahren erfolgte bei der südwestdeutschen Firma Bachmann eine umfassende Restaurierung. Dabei wurde höchster Wert auf die weitestgehende Erhaltung der zahlreichen originalen Komponenten gelegt, etwa der Innenausstattung.

Motor V-Achtzylinder, 2973 ccm Hubraum
Aufbauform Cabriolet
Karossier Pinin Farina
Besitzer Saulius Karosas (Litauen)

Die weiteren Klassen

Klasse B - Supercars vor 1945
Klasse C - Haute-Couture-Raritäten
Klasse D - kompakte Sportler
Klasse E - Mut zur Andersartigkeit
Klasse F - die Autos der Stars
Klasse G - GT von 1950 bis 1975
Klasse H - Designikonen der Siebziger und Achtziger
Klasse I - Rallyefahrzeuge von 1955 bis 1985

Texte: Wolfgang Blaube