Rahmen und Karosserie: Rückgrat zeigen
- 03. Juli 2012
- Red. OLDTIMER MARKT
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Anfangs genügten noch kompakte Chassiskonstruktionen. Derr Daimler Stahlradwagen von 1889 war auf einem leichten Stahlrohrrahmen aufgebaut
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Die Bauweise des Mercedes von 1901, aufgebaut auf einem Leiterrahmen, diente ganzen Autogenerationen jahrzehntelang als Vorbild
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Der Fiat Balilla hat einen Kastenrahmen mit X-Traverse, im Heckbereich sind aber noch U-Profile sichtbar
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Der Fischbauchrahmen des DKW F89 vertritt die der X-Traverse genau entgegengesetzte Philosophie
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Der Mittelträgerrahmen, hier als Zentralrohr bei der Alpine A 110
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Der Plattformrahmen in Ferdinand Porsches Volkswagen
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Der Gitterrohrrahmen im Mercedes-Benz 300 SL
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Trat ihren Siegeszug im Automobilbau spätestens seit den dreißiger Jahren an: die selbsttragende Karosserie, hier beim Opel Olympia von 1935
Anfangs genügten noch kompakte Chassiskonstruktionen. Die Aufbauten motorisierter Fahrzeuge entwickelten sich parallel zum Kutschwagenbau. So verwundert es nicht, dass Gottlieb Daimlers erster Motorwagen von 1886 nichts anderes war als eine Kalesche mit Motor - ein Plattformrahmen des Kutschwagenbauers Wimpff & Sohn.
Neue Werkstoffe
Um die Antriebskräfte des Motors besser verkraften zu können, bedurften Autos eines stärkeren Fahrgestells als das eines einfachen Holzrahmens. Diese Notwendigkeit hatte Carl Benz schon 1885 erkannt und seinem Patent-Dreirad einen Stahlrohrrahmen verpasst. Daimlers Konstrukteur Wilhelm Maybach nahm sich dies zum Vorbild und konstruierte 1889 den Stahlradwagen ebenfalls mit einem Stahlrohrrahmen.
Die Aufbauten der ersten Motorwagen waren als separat hergestellte Einheiten nahezu selbsttragend ausgeführt. Bis zur Jahrhundertwende und noch darüber hinaus wurde den motorisierten Kutschen die Fahrgestellkonstruktion als Hilfsrahmen praktisch untergehängt. Stahlrohr war nur eine Variante, auch eisenverstärkte Holzrahmen kamen nach wie vor zum Einsatz.
Mit dem Erscheinen des 35-PS-Mercedes 1901 kam der Pressstahlrahmen aus U-Profilen auf, der nun für Jahrzehnte Standard wurde. Zunächst einfache Leiterrahmen-Konstruktionen mit zwei durch Querträger verbundenen Längsträgern, wurden die Chassis bald vorne verjüngt und hinten hochgekröpft.
Rahmen setzen
Geschlossene Vierkant-Profile machten aus dem U-Profil-Chassis schließlich den Kastenrahmen mit Traversen, wie er in diversen Bauformen auch als Rahmen mit X-Traversen (mit entsprechend verlaufenden Profilen zwischen den Achsen) oder als Fischbauchrahmen (die Rahmenmitte als abgeflachtes O) verbaut wurde. Ovalrohrrahmen als Abart des Kastenrahmens haben einen fast eiförmigen Profilquerschnitt.
Eine weitere Variante ist der Underslung-Rahmen, bei dem das Fahrgestell unter der Hinterachse durchgeführt wird, um einen tieferen Schwerpunkt zu erzielen.
Als stabil und dennoch leicht erwies sich der Zentralrohrrahmen, der ab den zwanziger Jahren unter anderem bei Tatra aufkam und sich bis zur Renault-Alpine fortsetzte. Formt man das zentrale Rohr nicht rund, sondern eckig, heißt das Ganze Zentralkastenrahmen (Beispiel: Lotus Elan).
Andere Konstrukteure beschritten andere Wege und bauten ihre Fahrzeuge auf soliden Plattformrahmen auf, wie es zum Beispiel Hans Röhr mit dem Adler Trumpf oder Ferdinand Porsche mit dem VW Käfer tat.
Meist nur reinen Wettbewerbszwecken diente der leichte und dennoch stabile, nur auf Zug und Druck belastete Gitterrohrrahmen, wie er unter anderem im Mercedes-Benz 300 SL verwendet wurde.
Die selbsttragende Karosserie geht sozusagen wieder zurück zu den Wurzeln des Kutschwagenbaus, bei dem anfangs die Achsen direkt unter dem Wagenkörper montiert waren, bis die Erfindung der Federung eine Trennung von Aufbau und Fahrgestell nötig gemacht hatte. Die selbsttragende Karosserie beim modernen Automobil verzichtet auf einen separaten Chassisrahmen und bezieht ihre Stabilität trotz geringeren Gewichts aus einer Ganzstahlkarosserie mit eingeschweißten Blechprofilen.
Selbsttragende Karosserie
Erstmals im Serienbau verwirklicht wurde sie 1922 beim Lancia Lambda, in Deutschland 1935 beim Opel Olympia. Gegenüber der Rahmenbauweise hat die selbsttragende Konstruktion einen Gewichtsvorteil von bis zu 15 Prozent. Darüber hinaus wären Elemente der passiven Sicherheit, wie etwa Knautschzonen vorne und hinten samt stabiler Fahrgastzelle dazwischen (wie die erstmals bei den Mercedes-Heckflossen verwirklichte Zellenbauweise), mit einem starren Rahmen aus Eisenträgern gar nicht möglich.
Die erste selbsttragende Kuntstoffkarosserie hatte 1957 der Lotus Elite. Auch bei der selbsttragenden Karosserie gab es Ausführungen aus Holz, wie etwa beim DKW P15, und dies sogar noch bis in die sechziger Jahre, wie der englische Marcos zeigt, dessen Kunststoff-Außenhaut ein selbsttragendes Sperrholz-Monocoque verkleidet.
Früh gab es schon Aluminium-Konstruktionen, etwa den selbsttragenden SHW-Prototypen von Wunibald Kamm aus dem Jahr 1924 oder den französischen Grégoire aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, einem Vorläufer des heutzutage als hochmodern geltenden Space Frame von Audi.