Vor 80 Jahren: Bahnfahrt in den Tod

Wrong time, wrong place

Der Abend des 4. Februar 1945, Bahnhof King's Cross in London. Mit ohrenbetäubendem Getöse prallte ein Eisenbahnwaggon auf das Heck eines im Bahnhof stehend Zuges, bäumte sich auf und kippte schließlich zur Seite, genau gegen einen Signalmast. Dieser durchtrennte ein Erste-Klasse-Abteil wie ein Tranchiermesser. In ihm starben zwei Passagiere. Einer davon war Cecil Kimber, der Mitbegründer und ehemalige Geschäftsführer von MG. Kimber wurde nur 56 Jahre alt.

Kimber trat nach motorsportbegeisterter Jugend und ersten Gehversuchen als Betriebswirt und Automobildesigner 1921 in die Dienste von William Morris. Mit seiner Begeisterung für Motorsport und seinem organisatorischen und gestalterischem Talent entwarf der Brite auf der technischen Grundlage von Morris-Fahrzeugen sportliche Varianten. Die Nennung der Fahrzeuge der „Morris Garages“ bei den damals sehr beliebten Hillclimb und Trial-Wettbewerben bescherte dem kleinen Unternehmen schnell landesweite Popularität, zumal der Konstrukteur Kimber gerne selber und auch mit Erfolg am Steuer saß.

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Doch wie konnte es überhaupt zu dem schrecklichen Unfall kommen? Kimbers Zug hatte gerade den Bahnhof verlassen, als er auf glatten Schienen an einer Steigung hängen blieb – ausgerechnet in einem Tunnel! Der Lokführer, der versuchte, die klemmenden Sandstreuer an den Rädern gangbar zu machen, bemerkte daher nicht, dass der Zug langsam zurückzurollen begann. Währenddessen waren im Bahnhof die Weichen neu gestellt, als der Zug plötzlich wieder aus dem Tunnel auftauchte. Einer der Signalwärter erkannte die drohende Gefahr. Er rannte zu einer Weiche und stellte sie um, damit der Unglückszug auf einem leeren Gleis ausrollen könnte. Doch es war zu spät: Das hintere Drehgestell des letzten Waggon war bereits über der Weiche. Der gut gemeinte Rettungsversuch sorgt dafür, dass sich die Drehgestelle auf zwei verschiedenen Gleise bewegten und der Waggon schließlich schräg auf das Heck des anderen Zuges knallte – für „Mister MG“ unglücklicherweise das Todesurteil…