Vor 110 Jahren: Blitzen Benz durchbricht die magische Grenze
- 17. März 2020
- Peter Steinfurth
Der weiße Blitz
Die magische Grenze von 200 km/h, die in den achtziger Jahren für die meisten Automobile unerreichbar schien, wurde bereits vor 110 Jahren durchbrochen! Der Amerikaner Barney Oldfield startete am 17. März 1910 am Strand von Daytona Beach zu einem Rekordversuch mit dem Lightning Benz, einem 200-PS-Boliden, der in Mannheim auf Basis eines Grand-Prix-Renners eigens für Rekordfahrten konstruiert worden war. Oldfield erreichte auf Anhieb 211,97 km/h und war damit schneller als jedes andere Fahr- oder Flugzeug auf dem Planeten.
Anerkannt wurde der Rekord jedoch nicht, weil Oldfield die Messstrecke nur in einer Richtung durchfahren hatte.
Das holte der frühere Buick-Werksfahrer Bob Burman am 23. April 1911 nach und steigerte Oldfields Bestmarke auf 228,1 km/h. Der Besitzer des Wagens, Ernie Moross, tingelte anschließend mit dem weißen Riesen durch die USA, nachdem er ihn in Blitzen Benz umgetauft und den Namen samt einem großen schwarzen Reichsadler auf die Flanken lackiert hatte.
Schon am 8. November 1909 hatte der Benz-Werksfahrer Victor Héméry auf der neu eröffneten Steilkurven-Bahn von Brooklands die 200-km/h-Marke mit 202,7 km/h knapp überschritten. Dort hatte sich allerdings gezeigt, dass das volle Potenzial des Wagens auf europäischen Rennstrecken nicht auszuloten war. Der 21,5-Liter-Vierzylinder entwickelte seine Höchstleistung bei lässigen 1600 U/min und gab dabei ein maximales Drehmoment von knapp 900 Nm auf das Vierganggetriebe ab. Der Antrieb auf die Hinterräder erfolgte, wie damals üblich, über Ketten. Bis 1913 entstanden in Mannheim insgesamt sechs Exemplare.