Porsche-Typ-64-Versteigerung

Übertriebener Auktionismus

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Es hätte eine der Auktionen des Jahres werden können, doch dann lief alles ein wenig anders als geplant. Passiert ist folgendes: Während der Monterey Car Week kam bei RM Sotheby’s der Porsche Typ 64 "Berlin-Rom-Wagen" unter den Hammer. Das Auktionshaus hat im Vorfeld den Zuschlagpreis mit 20 Millionen US-Dollar (ungefähr 18 Millionen Euro) geschätzt. Als das Los mit der Nummer 362 aufgerufen wurde, staunten die Anwesenden im Saal allerdings nicht schlecht: Während der Auktionator das Startgebot von 13 Millionen US-Dollar ausrief, zeigte die Anzeigetafel hinter ihm ein Startgebot von 30 Millionen US-Dollar an. Hatte der Auktionator etwa thirty und nicht thirteen gesagt?

17 oder 70 Millionen?

Auch als die Gebote einliefen, änderte sich nichts an der Konfusion. Auf der Anzeigetafel steigerte sich der Preis über 40, 50, 60 bis zu 70 Millionen. Ein Ergebnis, das vollkommen utopisch erscheint. Erst jetzt erkannte der Auktionator das Dilemma, und stellte klar, dass das aktuelle Gebot bei 17 und nicht etwa bei 70 Millionen Dollar liege. Auch wenn die Einblendung auf der Anzeigetafel daraufhin umgehend angepasst wurde, zeigte sich das Publikum sichtlich verwundert und quittierte den Fauxpas einerseits mit Lachen und anderseits mit Buhrufen. Wenn auch immer ein Bieter bereit gewesen wäre, mehr als 17 Millionen Dollar zu bieten, so verging ihm wohl spätestens in diesem Moment die Lust. Denn trotz bemühten Nachbohrens seitens des Auktionators liefen keine weiteren Gebote ein. Für den deutschen Verkäufer offenbar zu wenig, denn der hatte einen höheren Mindestpreis angesetzt und somit blieb der Typ 64 unverkauft.

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Missverständnis oder PR-Stunt?

RM Sotheby’s zeigte sich im Nachgang leicht zerknirscht und sprach von einem Missverständnis. Einige potente Sammler äußerten hingegen ihr Unverständnis und fühlten sich vom Auktionshaus verschaukelt. War das ganze etwa als inszenierter PR-Stunt geplant, der – ähnlich wie die Banksy-Auktion im vergangenen Jahr mit dem sich selbst zerschreddernden Bild – für Furore sorgen sollte? Für letzteres spräche, dass RM Sotheby’s in diesem Jahr während der Monterey Car Week wesentlich weniger Fahrzeuge an den Mann oder die Frau bringen konnte als noch in 2018. Auch die erzielten Preise bei den verkauften Autos blieben wohl hinter den Erwartungen zurück. Da wäre etwas weitreichende Publicity sicherlich hilfreich gewesen. Vielleicht war es aber auch wirklich nur ein Missverständnis und die undeutliche Aussprache des Auktionators sorgte beim Bediener der Anzeigentafel für Verwirrung. Wie dem auch sei, Aufmerksamkeit hat das Auktionshaus nun genug, nur eben nicht gerade positiv. Und der Typ 64 dürfte innerhalb der hochsolventen Sammlerszene fürs Erste verbrannt sein – auch wenn RM Sotheby’s auf seiner Webseite erklärt, dass der Wagen nach wie vor zu haben sei.

Echter Porsche oder nicht?

Der Frage, ob der Typ 64 nun ein echter Porsche ist, oder nicht, sind wir bereits in OLDTIMER MARKT 2/2010 nachgegangen – und gefahren sind wir das Einzelstück auch. Die Ausgabe können Sie in unserem Onlineshop nachbestellen.

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