Nur halbe Sachen? Der Saab 96 erntete anfangs Spott
- 24. Februar 2020
- Peter Steinfurth
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In der aerodynamisch optimierten Form kaum verändert, präsentierte sich der Saab 96 mit großer Panorama-Heckscheibe.
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Nicht mehr selbstmordgefährdet: Die Türen waren nun vorn angeschlagen und eine Hutze an der C-Säule sorgt für bessere Durchlüftung des Innenraums.
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Der Vorgänger: Die charakteristische Kurznase des Saab 93 blieb erhalten, die geteilte Frontscheibe nicht.
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Die kleine Heckscheibe und die winzigen Rückleuchten des 93ers lassen die Karosserie noch rundlicher wirken.
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Immer hübsch der Reihe nach: Vor der 96er Limousine erschien 1959 erst der Kombi des Typs 95 – schon mit einteiliger Frontscheibe
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96 – die Zweite: 1965 war die vordere Hälfte dran und wuchs um 15 Zentimeter in die Länge. Nun lag der Kühler vor dem Zweitaktmotor und nicht mehr dahinter. Noch im selben Jahr hielt der Ford-V4-Motor Einzug unter der längeren Haube.
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Hauptsächlich Facelifts und Sicherheits-Features bestimmten die weitere Modellhistorie. Die Stoßstangen wurden größer, das Interieur wohnlicher.
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Nach 20 Jahren kam das Aus für den Saab 96, der sich zum Abschied hier noch einmal als Kombi präsentiert – eine Variante, die es vom parallel gebauten Saab 99 nie gab.
Ein schöner Rücken
Als der Saab 96 vor 60 Jahren im März 1960 erschien, lästerten böse Zungen, die schwedische Flugzeugfabrik in Trollhättan könne einfach keine ganzen Autos entwerfen. Der Spott war nicht völlig aus der Luft gegriffen, denn von vorn betrachtet sah der Neue bis auf winzige Details genauso aus, wie sein Vorgänger, der Saab 93B. Erst in der Heckansicht fielen die deutlich größere Panoramascheibe, die neuen Rückleuchten und die geänderten hinteren Seitenscheiben ins Auge. Die Türen waren nun vorn angeschlagen. Technisch war es beim bewährten Dreizylinder-Zweitaktmotor geblieben, dessen Hubraum allerdings von 750 auf 850 Kubik gewachsen war und nun 38 statt zuvor 33 PS auf das Dreiganggetriebe wuchtete. Die Viergang-Lenkradschaltung blieben anfangs nur dem Kombi Saab 95 und den Sportversionen vorbehalten. Deshalb ging Erik Carlsson, der wohl berühmteste Saab-Fahrer aller Zeiten, bei der Rallye Monte-Carlo 1961 auch im Kombi an den Start – und wurde Vierter. 1962 und 1963 holte er dann mit dem 96 zweimal den Gesamtsieg und schaffte bei RAC-Rallye in England 1960-1961-1962 sogar den Hattrick.
Neue Front kam vier Jahre später
1964 war dann endlich die vordere Hälfte dran. Der Kühler, der bislang hinter dem Motor gestanden hatte, wanderte nach vorn, wodurch ein 15 Zentimeter längerer Vorbau nötig wurde. Kenner unterscheiden die beiden Karosserievarianten bildhaft in Kurz- und Langnase. 1967 waren dann die Tage des Zweitakters endgültig gezählt und der 1,5-Liter-V4-Motor aus dem Ford P4 hielt Einzug unter der Haube. Die Leistung stieg damit auf 65 PS – allerdings wurde das Auto auch deutlich kopflastiger. Als Reminiszenz an alte Zweitakttage – oder auch schlicht aus Sparsamkeit blieb das Vierganggetriebe samt abschaltbarem Freilauf auch dem Viertakter erhalten. Bis 1980 hielt sich der Evergreen im Saab-Programm, wobei die Stoßstangen immer dicker und Blinker immer größer wurden. Obwohl der Nachfolger Saab 99 bereits seit 1968 parallel vom Band lief, hielten ihm zahlreiche Fans bis zuletzt die Treue.