Kuppel und goldene Verzierungen – das Papamobil wird 40
- 16. Juli 2020
- Red. OLDTIMER MARKT , Bilder: Daimler
Die transparente Kuppel ermöglicht den freien Blick auf das Kirchenoberhaupt, kann jedoch auch abgenommen werden
Premiere im Jahr 1980: Anstatt hinter den schmalen Fondfenstern einer schwarzen Limousine sitzend, lässt sich Papst Johannes Paul II. bei einem Deutschlandbesuch in einem stark modifizierten 230 G von Mercedes-Benz chauffieren. Besonderes Merkmal des perlmuttweißen Geländewagens mit goldenen Verzierungen: ein transparenter Kuppel-Aufbau aus Kunststoffglas ermöglicht den mehreren hunderttausend Zuschauern freien Blick auf den Heiligen Vater, selbst wenn dieser auf der Sitzbank Platz nimmt, die auf einem um 40 Zentimetern erhöhten Boden installiert wurde. Zusätzlich stecken im Aufbau mehrere Scheinwerfer, die denen er direkt und indirekt beleuchtet werden kann.
Prima Klima und Kuppel-Komfort
Mercedes-Benz entwickelt und fertigt das fast 2,80 Meter hohe Einzelstück eigens für den Papstbesuch im November 1980 und stellt es dem Vatikan zunächst leihweise zur Verfügung. Zur Ausstattung des G-Modells mit 4,30 Meter Länge und langem Radstand gehört unter anderem eine leistungsstarke Klimaautomatik. Sie bietet auch im Sommer angenehme Temperaturen in der transparenten Kuppel und verhindert das Beschlagen der Scheiben bei Regen und hoher Luftfeuchtigkeit. Für den Antrieb sorgt ein Vierzylinder-Ottomotor mit 75 kW (102 PS). Eine ruhige Fahrt auch auf schwierigem Untergrund unterstützen das Automatikgetriebe und eine besonders komfortable Federung.
Bei montierter Kuppel ist der Papst für die Öffentlichkeit ebenfalls bestens zu sehen und zugleich gegen Witterung geschützt
Der Plexiglasaufbau soll den Papst vor Wind und Regen schützen, ohne den Gläubigen die Sicht auf ihn zu nehmen, und ist zunächst abnehmbar ausgeführt. Nach dem Attentat von 1981 wird das G-Modell umgebaut und erhält eine beschusssichere Verglasung. Auch in den folgenden Jahren passt Mercedes-Benz die Ausstattung des Papstwagens jeweils an die aktuellen Sicherheitsvorgaben des Vatikans an.
Papamobil in Österreich ohne Stern
Das Fahrzeug wird aufgrund der großen Medienaufmerksamkeit selbst zum Star. Umgangssprachlich erhält die G-Klasse den Namen "Papamobil" und avanciert zum Papstwagen von Johannes Paul II. schlechthin, den sie auf vielen seiner Reisen in aller Welt begleitet.
Kurios: Einmal wird dabei sogar der Mercedes-Stern abmontiert. Denn für den Österreichbesuch des Papstes im Jahr 1983 erhält das "Papamobil" das Signet von Puch. Unter dieser Marke wird die G-Klasse, entstanden und produziert als Gemeinschaftsprodukt von Mercedes-Benz und Steyr-Daimler-Puch, damals in Österreich vertrieben.
Noch bis September 2020 ist das originale "Papamobil" aus der Sammlung von Mercedes-Benz Classic in der Sonderausstellung "G-Schichten" zum 40. Jubiläum der G-Klasse im Mercedes-Benz Museum zu sehen.
Mit einem Mercedes-Benz Nürburg 460 (W 08) beginnt 1930 die Geschichte der Papstwagen von Mercedes-Benz. 1984 wird er nach einer aufwendigen Restauration wieder an den Vatikan übergeben