40 Jahre Humvee

Hummer statt Feinkost

Neben den unvermeidlichen Folgen solcher Auseinandersetzungen brachte der rückwirkend als erster bezeichnete Golfkrieg auch eins: den Deutschen das Humvee zu Bewusstsein. Und der "Global War on Terror" mit dem zweiten Golfkrieg und dem Einmarsch der Amerikaner in Afghanistan sorgte dafür, dass dieses martialisch-krude Gefährt auch nicht mehr von den Bildschirmen verschwand.

„Humvee“ ist nichts anderes als die verbale Verballhornung des Akronyms HMMWV, was wiederum für High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle steht, also etwa hochmobiles Vielzweck-Radfahrzeug. Idee und Ausschreibung der US-Army resultierten aus der Erkenntnis, dass der Jeep und sein Nachfolger Ford MUTT zu klein und schwächlich für größere Nutzlasten waren, was zu Baureihen-Wildwuchs führte – mit entsprechenden Problemen bei Wartung und Teileversorgung. Das Humvee sollte alles vom Vierteltonner-MUTT bis hoch zu rund 1,5 Tonnen Nutzlast ersetzen und dank modularen Aufbaus auf verschiedene Einsatzzwecke anpassbar sein, von leichter Panzerung bis Ambulanzaufbau. Außerdem sah die Ausschreibung gute Wartbarkeit und simple Bedienung vor, die auch weniger helle Köpfe nicht überforderte.

Hochgeladenes Bild Der modulare Aufbau der Karosserie ermöglicht viele Varianten – ganz so, wie es die Ausschreibung der US-Streitkräfte einst forderte

Diverse Unternehmen schickten Prototypen, deren Tests am 1. Juli 1982 begannen – und aus denen der Entwurf von AM General als Sieger hervorging. Der Viersitzer hatte die Spurbreite von Lkw, was das Fahren in Kolonnen erleichterte. Basis bildete ein robuster Leiterrahmen, zwischen dessen Längsträger die Konstrukteure alle für die Vitalfunktionen wichtigen Bauteile wie Motor, Antrieb (mit Automatik-, Verteiler- und Untersetzungsgetriebe) und Tank gepackt hatten. An jeder Ecke des 4,6 mal 2,2 mal 1,8 Meter großen Aufbaus saßen mächtige Räder, die über Portalachsen und doppelte Querlenker mit dem Rahmen verbunden waren. Angetrieben wurde das Ganze von einem V8-Diesel mit 6,2 Liter Hubraum und milden 150 PS, den AM General bei der GM-Tochter Detroit Diesel Allison bezog. Am 2. Januar 1985 rollte das erste von zunächst 70.000 Humvee vom Band, 2010 lief der Kontrakt mit den US-Streitkräften nach etwa 150.000 gebauten Exemplaren aus.

Hochgeladenes Bild Dank seiner Spurbreite kann das Humvee bei Kolonnen in den Spurrinnen der Lkw fahren und meistert extreme Böschungswinkel, ohne umzufallen. Die Wattiefe beträgt knapp 80 Zentimeter

Ein Grund dürfte gewesen sein, dass die geforderte Wartungsfreundlichkeit nie erreicht wurde. So verschlingt allein der Ausbau des weit nach hinten unter den Scheibenrahmen gerückten Motors rund 37 Stunden. Auch Details wie innenliegende Bremsscheiben verbessern die Schrauberfreundlichkeit nicht. Das führt dazu, dass Humvees bis zu 30 Prozent ihrer Lebenszeit in der Werkstatt stehen. Der zweite Grund war, dass sich Fahrwerk und Antrieb von schwerer Panzerung überfordert zeigten. Und sogar im Gelände sind die Autos nicht so unaufhaltsam, wie sie aussehen und ein Unimog in der Hinterhand zur Bergung hilfreich. Aber das sagen wir anlässlich des 40. Geburtstags des Humvee nur hinter vorgehaltener Hand.

Hochgeladenes Bild Hochgeladenes Bild 37 Stunden allein zum Motorausbau? Angesichts des weit hinten unter dem Scheibenrahmen platzierten V8-Diesels wundert einen diese Zahl nicht. Wartungsfreundlichkeit war von Anfang an ein Problem des Humvee