Report Villa d'Este 2025

Gartenschau

Mit etwas, das wie ein tragbares Schweißgerät aussieht, versucht ein in lässige Leinenklamotten gewandeter Mann ein langes Ding in Brand zu setzen, das zwischen seinen Zähnen steckt und in Größe und Format einem Holzscheit ähnelt. Es ist freilich nur eine dicke Zigarre, doch als sie endlich glimmt, kriegt auch sein Gegenüber noch Feuer. Und darf sich angekommen fühlen: „Welcome to the Club!“

Es ist Freitagabend, der Champagner bereits reichlich geflossen, das Abendessen genossen und erste Fotos geschossen, obwohl der Schönheitswettbewerb noch gar nicht richtig angefangen hat: Hier, im Garten des Luxushotels Villa d’Este in Cernobbio am Comer See, steigt die ernsthafte Sause mit eleganten Autos, ihren Menschen und der Bewertung durch eine Jury zwar erst am Samstag. Doch am Freitagabend lädt Veranstalter BMW bei Desserthäppchen zur Präsentation eines Konzept-Motorrades und des „BMW Concept Speedtop“. Der Shooting Brake soll in Kleinserie gebaut werden. Design-Chef Adrian van Hooydonk sagt über ihn: „Wir wollten etwas extrem gut Aussehendes machen.“ Das ist durchaus gelungen. Obwohl der Wagen keinem einzigen der teilnehmenden Autos die Show stehlen kann.

Hochgeladenes Bild Auric Goldfingers Rolls-Royce Phantom III war Teil einer Sonder-Präsentation

Erst am Samstag früh werden sie aus der Tiefgarage geholt. Ein 300 SL muss hier wie Schüttware wirken, denn insgesamt und auch innerhalb der einzelnen Klassen zeigt sich die Fahrzeugauswahl nicht nur exklusiv, sondern auch gut kuratiert. Wann sieht man schon mal (siehe oben) genau jenen Talbot Lago T 26 Grand Sport, der mit seiner Saoutchik-Karosserie den Pariser Salon 1948 verzauberte? Oder den 1950er Bugatti Typ 101 C Antem neben einem 1951er Ferrari 212 Export neben einem 1953er Siata 208 CS? Außer Konkurrenz zeigt Rolls-Royce aus Anlass des 100-jährigen Phantom-Jubiläums das Goldfinger-Auto mit dem Kennzeichen AU1 nebst moderner Neuinterpretation. Noch was? Ach, reichlich! Stellen wir lieber fest, was es hier nicht gibt: Gespräche über Marktwerte. Und keinen einzigen Porsche.

Hochgeladenes Bild Für seinen Fahrer etwas zu spack war der OSI Silver Fox, ein Prototyp von 1967

Am Nachmittag moderiert Oldtimer-Händler Simon Kids-ton versiert das Defilee der Autos. So erfährt der aufmerksame Zuhörer etwa, dass Duesenberg-J-Besitzer Don Ghareeb 340 Taco-Bell-Filialen besitzt, „und mehr als einen Duesenberg.“ Während das Licht immer lieblicher wird, verschwinden die Autos aus dem Park. Und dann ist es auch schon vorbei, das schöne Auto-Leben an der Villa d’Este. Ein paar Meter weiter das Seeufer entlang steht ja aber noch die Villa Erba, und hier veranstaltet BMW am Sonntag ein großes Auto-Fest für jedermann. Zwischen BMW-Dreier-Jubiläum und dem Auto-Potpourri einer Broad-Arrow-Auktion darf man sie dann noch einmal bewundern, die Autos vom Concorso. Und wo es eher nach Frittiertem als nach Zigarren riecht, ist es auch egal, zu welchem Club man gehört.