Monterey Car Week 2024

Edelmetalle

Das beschaulichen Städtchen Monterey, zwei Fahrstunden südlich von San Francisco am Highway 1 gelegen, bietet im Normalfall für Touristen neben einem Aquarium und einer historischen Sardinenfabrik, ein paar nette Kneipen, schöne Strände mit Pelikanen und heulende Seelöwen in der grünen Pazifikbrandung. In der Car Week allerdings, stellt es auf einem Areal von rund zehn Quadratmeilen eine Fülle unterschiedlichster Veranstaltungen rund ums Thema Sportwagen und Oldtimer auf die Beine, die weltweit ihresgleichen sucht. „Diese Verbindung von Oldies und aktuellen Supersportwagen ist vermutlich einzigartig - und genau das macht den Reiz dieser Veranstaltung aus“, erklärt Stephan Winkelmann, Präsident Bugatti Automobile S. A. S.

Hochgeladenes Bild Optimale Bühne für die Präsentation der neuen Modelle: Hier eine Corvette C8 in den Straßen von Monterey

Für ihn als Vertreter der teuersten teilnehmenden Fahrzeuge dieser Woche – egal ob alt oder neu – ist es das wichtigste Event des Jahres. Aber auch unterhalb derartiger Highender bietet Monterey für Autofreaks eine Woche lang maximales Adrenalin- und Endorphin-Potential. So gibt es jede Menge Treffen, Shows und Wettbewerbe für Oldtimer aller Art, egal ob amerikanisch, britisch, italienisch oder deutsch. Ebenso wurscht ist es, in welchem Alter, Zustand oder Erhaltungsgrad sich diese befinden. Es beginnt beim täglichen Parkplatztreffen, reicht über das Legends-of-the-Autobahn-Meeting (exklusiv für BMW, Audi und Mercedes) den Concours d’Lemons mit den schlechtesten Autos Amerikas, über historische Rennen in 16 Klassen auf der Rennstrecke Laguna Seca (die ältesten von 1903), millionenschwere Versteigerungen von Edelauktionshäusern wie Bonhams und Sotheby’s bis hin zum großes Finale am Sonntag: dem weltberühmten Concours d‘ Elegance auf dem Golfplatz in Pebble Beach. Unmittelbar am Strand präsentieren sich dort bei frischer Meeresbrise schon seit Mitte vorigen Jahrhunderts die edelsten der Edlen mit oft vielfachen Millionenwerten auf dem Parcours. Wer hier ausgezeichnet wird, ist im Kreise der automobilen Upper-Class angekommen. Es ist prestigeträchtig wie eine Tennis-Finalteilnahme in Wimbledon oder ein Fußball-WM-Endspiel in Wembley.

Hochgeladenes Bild Auch dieser Käfer mit Porscheantrieb und Heckspoiler nimmt das Original-Vorbild nur noch als optische Anlehnung

Im Laufe der vergangenen Jahre, und vor allem, seit die großen Automessen unter Zugkraftverlust leiden, haben die Fahrzeughersteller Monterey auch als Bühne für die Präsentation ihrer sportlichen Neufahrzeuge und Prototypen entdeckt. Dazu zählen Edelmarken wie Lamborghini, Ferrari oder Bugatti, aber auch Chevrolet mit der aktuellen Corvette C 8, sowie deutsche Sportwagenbauer wie Porsche, AMG und BMW – hier mit dem neuen M 5 am Start. Alle nutzen die Chance auf Wettbewerben, den Cruising-Meilen und dem traumhaft schönen Highway 1, der sich südlich von Monterey wie eine Oversize-Amalfitana entlang des Pazifik in Richtung Los Angeles schraubt, um ihre neuen Attraktion vorzuführen.

Hochgeladenes Bild Originalität? In den USA und speziell beim normalen Volk auf der Car Week eher Nebensache: maximal gepimpter DeTomaso Pantera

Kalifornien war und ist noch immer ein Mekka schneller, schöner und sportlicher Autos. Seit jeher wurde aus Europa der Löwenanteil der Sportwagenproduktionen ins gelobte Land an der Westküste Amerikas exportiert. Und auf der Car Week tauchen alle auf, egal ob alt oder neu. Hier beginnt nun der Spaß für all die alljährlichen Car-Week-Pilger, die sich vermutlich kaum die Tickets für Pebble Beach leisten werden (allein der Shuttle-Bus vom Parkplatz kostet 80 Dollar) oder gar den 1500-Dollar Eintritt zum noch exklusiveren Nerd-In-Treff „The Quail“, der neben alter Pracht auch neue Konzepte und Ideen der Branche zeigt. Nein, die Fans rollen in ihren eigenen Oldies, Pickups oder aufgebrezelten Youngtimern nach Monterey, bevölkern Bars und Bürgersteige oder reihen sich beim allabendlichen Cruising auf der Cannery Row ein. Zwischen grummelnde V8 aller Marken und Dekaden, ultraflache Lamborghini und Ferrari, zwischen Mazda MX 5, Subaru-Legacy, alten Toyota Land Cruisern und gepimpten BMW der Neunziger. Maximale Teilhabe und Randstreifen-Applaus für jeden extra-Auspuff-Brüller sind garantiert. Die durchlässige Gesellschaft, das große Miteinander - abends in der Cannery Row scheint sie auf der Car Week noch zu existieren.

Text und Fotos: Annette Johann