Der erste Nachkriegs-Boxer aus München
- 30. Oktober 2024
- Jan Skibinski
Im Jahr 1950 präsentierte BMW mit der R51/2 das erste Motorrad der Nachkriegszeit, das auf einem Boxermotor basierte. Diese Maschine markierte einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens und der deutschen Motorradindustrie insgesamt. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann BMW 1948 mit der Produktion der R24, dem ersten Motorrad der Firmen-Nachkriegsproduktion. Parallel dazu arbeitete das Unternehmen bereits an einem Boxermodell. Aufgrund der von den Alliierten auferlegten Hubraumbeschränkung auf 350 Kubikzentimeter mussten diese Pläne jedoch zunächst zurückgestellt werden, denn die Boxermotoren waren stets größer gewesen. Erst im Herbst 1949 konnte BMW die R51/2 der Presse vorstellen, und im Januar 1950 begann die Produktion des ersten Nachkriegs-Boxers.
Die R51/2 basierte auf dem Vorkriegsmodell R51. Der Rahmen wurde nahezu unverändert übernommen, und auch die Technik mit zwei kettengetriebenen Nockenwellen blieb erhalten. Ein auffälliger Unterschied zur R51 waren die zweigeteilten Ventildeckel, die mittels einer Spannbrücke auf den neuen Zylinderköpfen gehalten wurden. Mit der R51/2 traf BMW den Nerv der Zeit: In nur einem Jahr wurden 5.000 Exemplare gefertigt. Trotz eines höheren Preises von 2.750 DM im Vergleich zur leistungsstärkeren Zündapp KS 601 dominierte BMW den Markt für Motorräder über 350 ccm mit einem Marktanteil von 90%. Auch die Polizei entschied sich für die robusten BMW-Maschinen, und die Eskorte von Bundespräsident Heuss erhielt sechs der ersten produzierten Exemplare.
Heute, 75 Jahre nach ihrer Einführung, gilt die BMW R51/2 als ein Meilenstein in der Geschichte des Münchener Motorradbaus. Sie steht für den Wiederaufbau und die Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit. Sammler und Liebhaber schätzen die R51/2 für ihre historische Bedeutung und ihre technische Raffinesse. Der Motor der R51/2, der letzte seiner Art mit zwei kettengetriebenen Nockenwellen, ist ein Überbleibsel der Vorkriegs-Konstruktionen. Die R51/2 bleibt ein Symbol für die Wiedergeburt der deutschen Motorradindustrie.