Werterhalt durch Orignallack

Der Deutschen liebste Autofarbe – früher war alles bunter

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Einheitsgrau

Früher war alles besser? Selbst der hartleibigste Oldtimer-Fan wird hier nicht nur "ja" brüllen. In einem aber sind sich viele einig: der neuen optischen Langeweile. So steht für 2019 tatsächlich Grau als Lieblingsautofarbe in Deutschland fest. Frei nach Loriot belegt das frische Steingrau nach Silber und Schwarz die Pole-Position. Obwohl sie Blau prinzipiell als Lieblingsfarbe schätzen, kaufen Deutsche ihre Autos im Asphaltlook. Wohltuend anders dagegen der Sinnesrausch der sechziger und siebziger Jahre, wo kaum ein Farbton fehlte. Auch heute steckt unter manch vornehm-gedeckt auftretenden Porsche oder Triumph jener Jahre oft ein schreiend bunter Erstlack. Der Grund: bessere Chancen im Wiederverkauf. Von manchem Restaurierer der neunziger Jahre noch fröhlich in der Spritzkabine umgesetzt. Auch 2019 übrigens Grund der drögen Grau-Wahl.

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Hauptsache original

In unserer großen Titelstory "Alles im Lack" in OLDTIMER MARKT 8/2013 haben wir den Autos genau aufs Blech geschaut und uns mit der Frage beschäftigt, wie Farbtrends entstehen. Ob grau oder schreiend bunt, beim Oldtimer kommt es bei der Lackfrage weniger auf den Farbton selbst an. Wichtiger ist, ob es sich noch um den Original-Lack handelt. Denn auch hier kann es beim Wiederverkauf erhebliche Preisunterschiede geben. Hierzu befragten wir Marius Brune von Classic Data, dem führenden Unternehmen, wenn es um die Wertermittlung bei klassischen Automobilen geht.

Oldtimer Markt: Der Trend bei Klassikern geht zur möglichst authentischen Erhaltung der Originallackierung. Lässt sich sagen, ob und wie sehr sich dies im Marktwert eines Oldtimers im Vergleich zu Neulackierungen niederschlägt?

Classic Data: Patina sollte nicht mit verbraucht und defekt verwechselt werden. Wenn der Lack aufgrund der texanischen Sonne aufgeplatzt und ausgeblichen ist, ist das klar ein wertmindernder Mangel. Wenn der Lack aber seine normalen Alterungsspuren hat, sollte dieser erhalten bleiben. Es ist immer auch eine finanzielle Frage, aber wenn lackiert wird – dann richtig: Entweder mit der in die Jahre gekommenen Lackierung leben oder eine komplette professionelle Neulackierung. Ganz oder gar nicht. Gibt es was Schlimmeres für den Wagen als eine 300-Euro-Verkaufslackierung? Eine gut erhaltene Originallackierung ist werthaltiger als eine professionelle Neulackierung. Der Abstand wird aber mit zunehmender Patina und Mängeln geringer und erreicht dann einen „turning point“. Schwierig wird es bei Unfall- oder rostbedingter Teillackierung. Wie viel sollte neu lackiert werden? Wenn auch der Farbton getroffen wird, zeigen sich aber vielleicht später Unterschiede aufgrund der unterschiedlichen Alterung. Hier ist eine gute Beratung wichtig.

Eine gut erhaltene Originallackierung ist werthaltiger als eine professionelle Neulackierung.

Marios Brune, Classic Data, in OLDTIMER MARKT 8/2013

Oldtimer Markt: Lässt sich am Marktwert festmachen, ob populäre Lackierungen wie Ferrari-Rot oder Mercedes-Benz-Flügeltürer in Silber höher im Kurs stehen als seltener gefragte Farbtöne? Oder sind vielleicht sogar rare Originalfarben gefragter?

Classic Data: Früher waren die populären Farben höher im Kurs, doch das Blatt wendet sich. Das Besondere wird immer gefragter, auch im Bereich Farbe. Ist der 300 SL in Graphit nicht der Hingucker unter den ganzen silbernen Brüdern? Ist der weiße Ferrari auf dem Clubtreffen nicht das Gesprächsthema unter den roten und gelben Pferden? Wir bewerten derzeit in der Regel seltene Originalfarben werterhöhend.

Oldtimer Markt: Wenn neu lackiert werden muss, weil der Originallack nicht mehr zu retten ist, sollte die Neulackierung im ursprünglichen Farbton gehalten werden, oder ist es dann vom Marktwert her egal, ob eine neue, aber von der Farbpalette des betreffenden Modells her authentische Lackfarbe verwendet wird? Gibt es typenspezifische Besonderheiten?

Classic Data: Eine Neulackierung im Originalfarbton ist eigentlich immer höher zu bewerten. Natürlich gibt es Ausnahmen bei Farben, die heute auch recht unbeliebt sind. So zum Beispiel die Magenta-Lackierung von British Leyland aus den Siebzigern. Auch Dunkelbrauntöne finden nicht den großen Anklang, obwohl Mokka gerade die aktuelle Trendfarbe bei Neuwagen ist. Ein No-Go sind Farbmischungen anderer Hersteller, etwa ein Opel Kadett in VW-Lhasa-Metallic (Dunkelgrün) oder ein Triumph Spitfire in Mercedes-Silber. Notlösungen aus den Zeiten der Oldtimerszene, wo man zum Lackierer ging und der einem eine Farbpalette wie heute im Baumarkt zur Auswahl gab, sind "megaout". Firmen wie Glasurit mit Classic Car Colors bieten hier heute die Originalfarben an.