Autos aus Stettin
- 28. Oktober 2024
- Michael Hundt
Eine der ältesten deutschen Motorwagenfabriken begann vor 125 Jahren mit dem Autobau: Die Gebrüder Stoewer aus Stettin stellten auf der Berliner Automobilausstellung im September 1899 ihren ersten „Großen Stoewer Motorwagen“ vor, der Konstruktionsprinzipien folgte, wie sie auch Benz, Daimler und Opel anwandten und der noch sehr an Kutschwagen erinnerte. Der Wagen hatte einen 2,1-Liter-Zweizylindermotor im Heck und bot vier Personen Platz. Zwei Jahre zuvor hatten Emil und Bernhard Stoewer in den väterlichen Eisenwerken mit Motordrei- und -vierrädern nach De-Dion-Bouton-Vorbild zu experimentieren. Dem ersten Zweizylindermodell folgten schon bald Typen mit vorne eingebauten Triebwerken und vier Zylindern. Das Programm wurde rasch um Nutzfahrzeuge und Elektromobile erweitert, ein erster Sechszylinder kam 1906 heraus, 1928 erschienen imposante Achtzylinder. Anfang 1931 reüssierte Stoewer mit dem ersten deutschen Fronttriebler (noch vor DKW!), zwei Jahre darauf sogar mit V8-Motor. 1940 endete die Pkw-Produktion, nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Stettin zu Polen. Der Markenname Stoewer fand sich nach einigen Wechseln von Namensrechte-Inhabern noch bis 1999 an Fahrrädern aus Bielefeld. Der „Große Stoewer Motorwagen“ befindet sich heute im Polytechnischen Museum in Moskau.