Der Volkswagen aus Großbritannien

75 Jahre Morris Minor – Britishness auf Rädern

Er sollte das britische Äquivalent der deutschen VW Käfer werden: der Morris Minor, der am 27. Oktober 1948 bei seinem Debüt – mit noch mit tief sitzenden Scheinwerfern – auf der British Motor Show ins Rampenlicht blinzelte. Als erster Pkw auf britischer Fertigung, der die Produktiongrenze von einer Millionen Stück (Dezember 1960) überschritt, wurde er so ein großer Erfolg für Morris. Und ein mächtiger Egobooster für seinen Konstrukteur und späteren Mini-Vater Alec Issigonis. Sein Oberboss Lord Nuffield hatte nämlich über das Design abfällig geurteilt, es sähe wie ein Spiegelei aus. Trotzdem traf Issigonis' Plan, einen praktischen, preiswerten und ökonomischen Wagen mit großem Innenraum für alle zu entwerfen, exakt den Nerv der Zeit. Dass das „Spiegelei“ dabei auch noch ziemlich sportlich auf der Straße lag und präzise zu steuern war, begründete Issigonis mit zusätzlicher Fahrsicherheit. Nett, freundlich, mit barocken Formen, aber in seinen Qualitäten nicht zu unterschätzen, repräsentiere der Minor „Britishness auf Rädern“ wie kaum ein Zweiter. Der ursprüngliche Minor MM war als zwei- und viertürige Limousine und viersitzige Cabriolimousine verfügbar. Die vordere Radaufhängung an Doppelquerlenkern mit Torsionsstabfedern und die selbsttragende Karosserie ähnelten denen des Oxford MO. Ursprünglich vorgesehene Vierzylinderboxermotoren mit 800 und 1100 Kubik wurden verworfen, weil zu ihrer Entwicklung das Geld fehlte und die Produktion zu teuer gekommen wäre. Somit wurde der seitengesteuerte Vierzylinderreihenmotor des Vorgängers Morris Eight eingesetzt. Die „rollende Miss Marple“ wurde mit nur wenig Änderungen in drei Serien bis 1971 in über 1,6 Exemplaren gefertigt. Die ihm nachfolgende, krude Billigstkonstrukton namens „Marina“ konnte ihm nur im Platzangebot und der Motorleistung das Wasser reichen. Der Rest war frei von jeglichem Charme, der dem Minor noch heute eine große Fangemeinde beschert.