Herzrasen seit 1910: Alfa Romeo wird 110 Jahre alt
- 24. Juni 2020
- Red. OLDTIMER MARKT
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110 Jahre Alfa Romeo. Das Scudetto, der wappenförmige Kühlergrill, bestimmt seit Ende der dreißigerJahre das Gesicht der Marke
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1906: Alexandre Darracq errichtet in Mailand eine Autofabrik und produziert dort kleine Gebrauchsautos für den italienischen Markt
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1910: Der erste A.L.F.A. ist der Typ 24 hp, ein 4,1-Liter-Vierzylinder mit 42 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h
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1914: Giuseppe Merosi konstruiert den ersten A.L.F.A.-Doppelnocker. Der Grand-Prix-Wagen hat vier Ventile pro Zylinder
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1914: Graf Ricotti baut auf Basis des A.L.F.A. 40/60 hp eines der ersten – und konsequentesten Stromlinienautos der Welt
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1923: Mit dem Sechszylinder RL von Giuseppe Merosi beginnt die internationale Rennkarriere der Mailänder Marke
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1924/25: Furioser Einstand: Vittorio Janos P2 gewinnt die erste Marken-Weltmeisterschaft der Automobilgeschichte
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1925: Parallel zu den Sportwagen bietet Alfa Romeo auch repräsentative Luxus-Versionen an. Hier der RLSS eines Maharadschas
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1928: Der 6C 1500 Sport ist der erste Serien-Sportwagen mit den für Alfa typischen zwei obenliegenden Nockenwellen
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1932: Der P3 und seine Derivate zählen zu den erfolgreichsten Rennwagen aller Zeiten. 215 PS bei 700 Kilo ermöglichen 232 km/h!
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1946: Der 6C 2500 Freccia d’Oro ist der erste Alfa aus der Feder von Orazio Satta Puliga. Er sichert den Neuanfang nach dem Krieg
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1950: Die „Alfetta“ (kleiner Alfa) vom Typ 158 holt den ersten WM-Titel der Formel 1. Dem Nachfolger 159 gelingt die Fortsetzung
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1950: Der 1900 ist der erste Alfa, der von einem Fließband rollt – die Manufaktur ist im Zeitalter der Großserie angekommen
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1954: Romeo e Giulietta sind nicht nur bei Shakespeare ein Traumpaar. Der Erfolg der nächsten Jahre basiert auf dem Volkssportler
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1954: Alfa kann nicht anders. Sogar die Lieferwagen der Romeo-Reihe haben den Giulietta-Sportmotor unter der Haube!
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1962: Mit den Modellen 2000 und 2600 scheitert der Versuch, wieder bei den großen Sportwagen mitzumischen
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1962: Die Giulia-Reihe ist auch international ein großer Wurf und wird zum Maßstab für familientaugliche Sportwagen
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1962: Die Giulia-Reihe ist auch international ein großer Wurf und wird zum Maßstab für familientaugliche Sportwagen
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1967: Sieger in Kleinstserie: Der 33/2 Stradale bietet die erfolgreiche Renntechnik der SportPrototypen mit Straßenzulassung (18 Stück)
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1970: Eigentlich nur als Exponat für die 1968er Weltausstellung in Montreal gedacht, geht der V8 schließlich doch in Serie
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1972: Trotz technischer Finesse und bester Testergebnisse wird der Alfasud zum Fiasko. Der Grund: Streiks und Rostprobleme
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1972: Wie der erste Formel-1-Sieger heißt die neue Transaxle-Limousine Alfetta – doch die Kunden nehmen das Auto nicht an
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1979: Der Alfa 6 startet zu einem Vorstoß in die Oberklasse. Der neue V6 gilt zwar als technisch raffiniert, doch das Design fällt durch
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1983: Verzweiflungstat. Der Arna verbindet als Joint-Venture die krude Karosse des Nissan Cherry mit der Technik des Alfasud
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1983: Nicht schöner als sein Vorgänger, aber deutlich besser verarbeitet: Der 33 tritt das schwere Erbe des Alfasud an
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1985: Zum 75. Markenjubiläum erscheint der Alfa 75 auf Basis der Alfetta-Bodengruppe und versöhnt zumindest einige Fans
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1987: Der Alfa 164 darf als Mitgift für die Ehe mit Fiat gelten. Der Fronttriebler mit quer eingebautem Motor ist rundum gelungen
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1989: Der ES 30 (später umbenannt in Sprint Zagato) erscheint als letzter Hecktriebler der Marke auf Basis des Typs 75
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1992: Der Alfa 155 erscheint auf Basis des Fiat Tipo. Die Motoren zeigen noch Alfa-Gene. DTM-Erfolge sorgen für sportliches Image
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1994: Der neue Spider löst mit Frontantrieb den altgedienten Duetto ab. Das Fahrwerk verdient Bestnoten, die Verarbeitung nicht
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1997: Designer Walter de Silva zitiert mit dem 156 historische Alfa-Vorbilder und hat prompt Erfolg – ein Indiz für die Strahlkraft der Marke
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2007: Der 8C Competizione zitiert das Design von Giulia TZ und Tipo 33 Stradale aus den sechziger Jahren
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2016: Im Mittelklasse-Segment soll die Giulia wieder die Delikatesse darstellen. Die Namensgebung greift wieder die Markengeschichte auf
Italienische Delikatessen
Wie bei Opel oder Sunbeam-Talbot darf der Franzose Alexandre Darracq auch bei Alfa Romeo als Geburtshelfer gelten. Mit seiner 1906 in Neapel gegründeten Firma S.I.A.D. (Società Anonima Automobili Darracq) zieht er noch im selben Jahr nach Mailand um und errichtet am Stadtrand auf einer 35.000 Quadratmeter großen Wiese an der Via del Portello eine neue Autofabrik. Darracq ist zu jener Zeit einer der ersten internationalen Automobilproduzenten, der lukrative Lizenzen nach England, Italien und Deutschland vergibt. Doch die Mailänder Offensive des Franzosen scheitert am Nationalstolz der Italiener, die preiswerte Automobile lieber bei Fiat kaufen. A.L.F.A. ist eine Auffanggesellschaft, die Darracqs Fabrik zum Discountpreis übernimmt. Die Firma, die am 24. Juni 1910 ins Mailänder Handelsregister eingetragen wird, heißt eigentlich Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili.
In Anlehnung an den griechischen Buchstaben Alpha – und weil es einfach besser klingt als SALFA – einigen sich die Finanziers des Projekts auf die Abkürzung A.L.F.A., was in etwa mit Lombardische Automobil Gesellschaft übersetzt werden kann. Die Kaufleute, die bei der Mailänder Bauernbank für die Kredite bürgen, wissen, dass das neue Unternehmen gegen die etablierte Firma Fiat keine Chance hat. Also sucht sich A.L.F.A. eine Nische oberhalb der braven Gebrauchsautos, die in Turin entstehen – der Delikatessenladen wird aus der Not geboren.
Wer Alfa sagt, meint zu allererst Motoren. So gesehen schlägt das wilde Herz eines Alfa immer im Verborgenen. Kein Wunder, dass sich die Faszination dieser wohl emotionalsten Automarke nur denen erschließt, die genau hinhören.
Peter Steinfurth, OLDTIMER MARKT 1/2010
Als die Firma fünf Jahre nach ihrer Gründung vor der Pleite steht, kommt mit Nicola Romeo jener Unternehmer dazu, dessen Nachname den zweiten Teil des heute gebräuchlichen Markennamens ausmacht. Dessen nach ihm benannte Firma Nicola Romeo & Co. hat gerade einen lukrativen Rüstungsauftrag übernommen und soll täglich 1000 Granaten für die italienische Artillerie produzieren. Dafür fehlen dem kleinen Betrieb allerdings die Kapazitäten, und so reift der Entschluss, die malade Autofabrik A.L.F.A. zu übernehmen. Im gegenseitigen Einvernehmen und unter der Führung der Banca Italiana di Sconto wird A.L.F.A. am 2. Dezember 1915 liquidiert und dem Unternehmen Romeos zugeschlagen.
Es vergingen weitere fünf Jahre, bis der Name Romeo auch am Kühlergrill der Automobile auftauchte.
Herzrasen: Meisterhafte Motoren
Es ist das Cuore Sportivo, das sportliche Herz, das einen Alfa Romeo ausmacht. Wer Alfa sagt, meint zu allererst Motoren. So gesehen schlägt das wilde Herz eines Alfa immer im Verborgenen. Kein Wunder, dass sich die Faszination dieser wohl emotionalsten Automarke nur denen erschließt, die genau hinhören. Ein Alfa-Motor ist nicht bloß eine schnöde Kraftquelle, kein notwendiges Übel alltäglicher Fortbewegung. Ein Alfa-Motor ist Kunst. Touring, Bertone, Pininfarina, Zagato – sie alle lieferten stets nur den schönen Rahmen. In die Hall of Fame des Automobilbaus gehören die Alfa-Konstrukteure wegen der Leidenschaft, mit der sie selbst alltägliche Autos motorisierten.
Folgen Sie uns in unserer Galerie zum 110. Geburtstag der Marke auf einen Streifzug durch die Alfa-Romeo-Geschichte! Klicken Sie sich durch!