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Vor 50 Jahren: Opel träumt vom Sportwagen

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Opels Offensive

Internationale Automobilausstellung Frankfurt im Jahr 1965: Zwischen allerlei Vernunftskarossen präsentiert Opel die Studie eines aufregenden Zweisitzers mit dem kurzen aber prägnanten Namen GT Experimental. Die kleine silberne Flunder mit den Klappscheinwerfern, dem knappen Dachaufbau und den geschwungenen Linien einer Coca-Cola-Flasche ist die erste Fingerübung aus dem jüngst neu gebauten Designzentrum in Rüsselsheim - und verschlägt den Zuschauern den Atem. Als Vorbild diente den Gestaltern ganz offensichtlich das Showcar Chevrolet Corvair Monza GT von 1962.

Inhaltsbild Aus Lust am Auto

Gerade Opel, die Marke die in jener Zeit für treu-biedere aber ausgereifte Massenware stand, traut sich, ein rein dem Spaß am Fahren und der Lust an der Form zugewandtes Auto vorzustellen. Seitens der Rüsselsheimer ist freilich nur von einer Studie die Rede, doch hinter den Kulissen sind die Denkspiele zu einer Serienfertigung schon weit vorangeschritten. Teile des Unterbodens und das Fahrwerk sind dem neuen Kadett B entliehen. Der brandneue 1,9-Liter-Motor entstammt dem ebenfalls frisch vorgestellten Rekord B. Alles Voraussetzungen, die auch dem unbedarften Betrachter nahelegen, dass hier eine Serienfertigung nur noch reine Formsache ist.

Der Experimental GT als Stimmungsbarometer

Tatsächlich möchte man seitens des Opel-Managements mit dem publikumswirksamen Messeauftritt auch herausfinden wie die Kunden auf den GT reagieren. Das Medienecho und auch die Kundenresonanz ist überwältigend, der Serienbau bald beschlossene Sache. Drei Jahre nach der Vorstellung debütiert der optisch nah an der Studie gebliebene GT für Jedermann. Erhältlich mit 90 PS wie der Prototyp oder mit dem kleinen 1100er aus dem B-Kadett Rallye, der allerdings wenig sportwagenmäßige 60 PS freisetzt.

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Opfer des Sicherheitswahns

Nach 103.463 gebauten Einheiten kommt 1973 das Aus. Die auf dem wichtigsten Exportmarkt, den USA (fast zwei Drittel gingen über den großen Teich), geforderten Sicherheits- und Abgasbestimmung kann der GT nicht mehr erfüllen. Letzte Versuche, mit voluminösen und unförmigen Stoßfängern darauf zu reagieren, scheitern. Letztlich führt der Verkauf von Brisonneau & Lotz und Chausson, wo die Karossen gefertigt wurden, an die Konkurrenz von Renault und Peugeot dazu, dass sich Opel zum Ende des GT entschließt. Auf einen Nachfolger verzichtet Opel.

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Sag niemals nie

Ganz los lässt die Mannen im Opel-Design aber der GT nie. Immer wieder präsentieren sie den Firmenoberen neue Ideen zu einem Nachfolger des Erfolgsmodells. Die meisten kommen nicht über das Reißbrett-Stadium hinaus. Doch 1975, genau zehn Jahre nach der Präsentation des Experimental GT steht auf der IAA in Frankfurt der GT 2. Modern, glattflächig und futuristisch sieht der die neue Studie aus. Die Schiebetüren sind ein klarer Designgag, doch technisch ist der Wagen keine Utopie: Unterm Kleid steckt die Technik des Manta GTE mit 105 Einspritzer-PS.

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Glücklose Wiederbelebungen - Ende offen

Doch auch der GT 2 vermag es nicht den Stern der Baureihe wieder erstrahlen zu lassen. Er dient vielmehr als Wegweiser für kommende Opel-Modelle. Die rahmenlose Glasheckklappe wird sich so später beim Monza wiederfinden. Und auch die digitalen Anzeigen im Cockpit ziehen einige Jahre später in den Serienbau ein. Erst 2007 kehrt der Name Opel GT zurück. Doch der umgelabelte Saturn Sky kann die Erwartungen der GT-Fans nicht erfüllen und bleibt nur zwei Jahre im Programm. Für 2016 kündigt Opel dagegen wieder die Studie eines neuen, in Rüsselsheim entwickelten GT an. Wir dürfen also gespannt sein…