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Traumwagen mit bösem Erwachen

Die US-Autobauer haben es vorgemacht

General Motors hatte es vorgemacht: Man baue ein oder mehrere Fahrzeuge, deren einziger Zweck es ist, auf einer Ausstellung zu glänzen - und zwar durch einen möglichst wahnwitzig anmutenden Ausblick in Richtung Zukunft. Diese Concept Cars waren in den USA in den fünfziger Jahren der letzte Schrei. Doch bei den europäischen Herstellern war der Gedanke, das Publikum mithilfe eines "Traumwagens" zum Kauf eines Autos aus der eigenen Modellpalette zu gewinnen noch nicht sonderlich verbreitet. Allenfalls Alfa Romeo sorgte mit seinen B.A.T-Modellen für einige Hingucker.

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Ein deutsches Concept Car

Doch Carl F. W. Borgward erkannte die Chancen, die solch ein Concept Car mit sich brachte - und konnte ganz nebenbei auch noch einige Neuerungen testen. 1954 begannen die Arbeiten an dem noch namenlosen Wagen in dem jede Menge seinerzeit exotische Materialien eingesetzt wurden. So bestand die Karosserie aus Aluminium, aber auch Kunststoffe wie Nylon und Perlon kamen zum Einsatz. Die verschiedenen Ausbaustufen der neu entwickelten Boxermotorfamilie bestand aus Elektron und sogar Silumin. Neben der futuristisch anmutenden Optik mit Glaskuppeldach und weit aufzeigenden Heckflossen waren die Motoren das eigentliche Highlight des Wagens. Denn die erstaunlich leistungsstarken Triebwerke von 2,0 bis 2,5 Liter Hubraum sollten später auch in anderen Borgward-Modellen zum Einsatz kommen.

Kein großer Auftritt

Seinen großen medienwirksamen Auftritt vor Publikum sollte der mittlerweile schlicht "Traumwagen" getaufte Borgward auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt im September 1955 haben. Doch dazu kam es dann doch nicht. Denn im August verunglückte der Wagen bei Testfahrten und wurde schwer beschädigt und die Wiederherstellung geriet zu aufwendig, um den Wagen noch rechtzeitig zur Messe fertig zu stellen. Aber damit war die Karriere des Borgward Traumwagen noch nicht vorbei. Mit neuer Karosserie (anderes Dach, kürzere Heckflossen) wurde der Wagen noch einige Jahre als Testfahrzeug genutzt, ehe er schließlich 1962 verschrottet wurde. Nur ein Jahr später gingen bei Borgward in Bremen ganz die Lichter aus. Den ganz großen Auftritt hatte der Traumwagen verpasst. Wer weiß, was für einen Effekt der Wagen auf die Marke gehabt hätte, wenn er 1955 auf der IAA hätte glänzen können?