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Rétromobile 2014 – so wars

Paris wächst und wächst. Weit über 12 Millionen Einwohner hat die ­Metropolregion inzwischen. Auch die Rétromobile wird immer größer, im Vergleich zum Vorjahr legte die traditionsreiche Oldtimermesse um 20 Prozent Fläche zu und war trotzdem bis auf den letzten Quadratmeter ausgebucht.

Neue Halle und trotzdem Platznot

Im 39. Jahr ihres Bestehens ist die Rétromobile endlich in der Vorzeigehalle des Pariser Messegeländes angekommen. Nach mehreren Hallenwechseln in den letzten Jahren bezog die älteste aller Oldtimermessen endlich Quartier in der größten der insgesamt acht Hallen. Insgesamt 41.000 Quadratmeter Raum für historisches Blech und damit 8000 Quadratmeter mehr als im vergangenen Jahr. Und trotzdem herrschte schon wieder Platznot, denn die Halle war prall gefüllt. Der Aufwärtstrend der Rétromobile scheint sich fortzusetzen, schließlich geht es auch der Klassikerbranche so gut, wie nie zuvor. Davon, wie viel Geld derzeit in Klassiker investiert wird, zeugten die vielen hochwertigen Autos.

Die Messe ist mehr denn je Tummelplatz der Hochpreishändler, viele Autos bewegen sich preislich weit jenseits der Millionengrenze, für manche wurden selbst achtstellige Beträge aufgerufen, etwa für einen jüngst restaurierten Ferrari 330 P4, der 1967 in Le Mans den zweiten Platz belegt und zuletzt 1971 den Besitzer gewechselt hatte.

44 Alfa unterm Hammer

Autos unterhalb der 100.000 Euro waren die absolute Ausnahme, nur ganz vereinzelt gab’s etwa MGB, Big Healey oder Porsche 911 entdecken. Unterhalb der 10.000-Euro-Grenze blieben Autos allenfalls bei einer der Versteigerungen. Drei Auktionshäuser buhlten mit insgesamt vier Auktionen um die Gunst des kaufwilligen Publikums. Artcurial - nicht weit von der Messe an der Champs-Élysées beheimatet - versteigerte an einem Nachmittag einzig Fahrzeuge von Alfa Romeo. Die meisten der 44 Autos stammten aus einer einzigen Privatsammlung und gewährten in ihrer individuellen Zusammenstellung einen fast schon intimen Einblick in die Sammelleidenschaft eines Italieners. Der Mann, der anonym blieb, hortete beinahe alle Vierzylindermodelle der Mailander Marke - vom TZ bis zum Arna. Beide erzielten übrigens für ihren Typ mehr als beachtliche Preise: der TZ gut 955.000, der Arna knapp 4800 Euro.

Starke Sonderschauen

Eine der Sonderausstellungen, für die die „Rétro“ bekannt ist, hatte sich in diesem Jahr den Autos der Maharadschas verschrieben. Die dominierende Marke war Rolls-Royce - wen wundert’s? Aber die indischen Herrscher fuhren auch andere Marken, beispielsweise Alfa Romeo, Humber oder Mercedes. Eine andere Schau zeigte ausschließlich Alpine, und zwar nicht irgendwelche, sondern ausschließlich Autos aus der Sammlung des verstorbenen Alpine-Gründers Jean Rédélé, die inzwischen seinem Sohn Jean-Charles gehört. Eine weitere Ausstellung widmete sich dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs von 100 Jahren. Zu sehen waren Lkw, frühe Panzer aber auch ein Exemplar jener berühmten Renault-Taxis, mit denen Soldaten aus Paris an die Front gebracht wurden.

Französische Lebensart

Auch wer kein millionenschweres Anlage- oder Lustobjekt erwerben will und wem der Kauf bei einer Auktion ohne Probefahrt zu heiß ist, kommt in Paris wie immer auf seine Kosten. Das Angebot an seltener und seltenster Literatur und Automobilia ist nirgendwo sonst reicher, weshalb alle jene, die auf der Suche nach begehrten Raritäten sind, bereits am Mittwoch auf die Messe pilgern.

Am Wochenende sind die begehrtesten Stücke meist verkauft und die Rétromobile verwandelt sich vom Marktplatz in einen Szenetreff und ein Museum auf Zeit. Die vielen kleinen Clubstände, auf denen meist nur ein einziges Auto Platz hat, sind vor allem gegen Abend übervölkert - eine Stehparty grenzt an die nächste. Überall stehen Menschen, trinken Rotwein aus Plastikbechern und reden Benzin. Gäste aus dem Ausland sind fast immer willkommen und es ist natürlich ein Gerücht, dass Franzosen nichts außer der eigenen Sprache sprächen. Überall findet sich ein Ansprechpartner, der des Englischen oder Deutschen mächtig ist.

www.retromobile.com