Nachrichten

Letzter Opel in Bochum vom Band gelaufen

Am 5.12.2014 um halb eins war’s vorbei

Vergangene Nacht um genau 0.35 Uhr verließ der letzte Opel "made in Bochum" das Produktionsband. Damit endet die 52-jährige Geschichte des Automobilbaus in der Stadt im Ruhrpott. Der zuletzt gefertigte Zafira Sports Tourer kommt ganz unsentimental nicht in die Firmensammlung, sondern wird ganz normal an einen Kunden verkauft. Das 70 Hektar große Areal soll nun von der neugegründeten Gesellschaft "Bochum Perspektive 2022" verwaltet und für eine neue Nutzung vermarktet werden. Bis 2017 will beispielsweise die Post dort ein neues Verteilzentrum entstehen lassen. Doch zumindest ein Gebäude wird aller Voraussicht nach Bestehen bleiben: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat für den Verwaltungstrakt des Opel-Werks Denkmalschutz beantragt.

Neue Räume für Opel

Dabei schien die neue Fertigungsstätte bei Ihrer Inbetriebnahme vor fünfzig Jahren eine Erfolgsgeschichte zu werden. Der Automobilmarkt boomte und die Aussichten für die Marke Opel waren rosig, wenn da nicht der eine Makel gewesen wäre. Der Makel hieß Käfer. Der verkaufte sich entgegen aller Erwartungen auch Jahrzehnte nach seiner Vorstellung noch wie "geschnitten Brot" und zwang die Führungsetage im Opel-Hauptsitz dazu ein kompaktes Fahrzeug zu entwickeln um das Feld nicht allein den Wolfsburgern zu überlassen. Klar war allerdings auch, das Rüsselsheimer Werk war mit der Produktion von Rekord und Kapitän voll ausgelastet. Ein neuer Standort musste her.

Kumpel an die Bänder

Nahezu perfekte Bedingungen fanden sich im Herzen des Ruhrgebiets, in Bochum. Nachdem einige Zechen geschlossen wurden herrschte dort sowohl Flächen- als auch Fachkräfte-Überfluss. Beides brauchte Opel dringend. Auf den Grundstücken der beiden Zechen Dannenbaum und Bruchstraße entstanden ab 1960 die neuen Werke I und II. Im Werk II wurde der gesamte Antriebsstrang gefertigt und anschließend per Bahn zum Werk I gebracht. Dort war sowohl die Karosseriefertigung mit Presswerk und Lackiererei als auch die Endmontage untergebracht. Schon 1964 arbeiteten in beiden Werken rund 20.000 Menschen, darunter auch über 2500 ehemalige Kumpel aus den geschlossenen Zechen. Sie fertigten in jenem Jahr genau 152.035 Kadett A. Ein Erfolg auf ganzer Linie.

Fünfzig Jahre und jetzt Ende

In den folgenden fünfzig Jahren kam immer zumindest ein Teil der Kadett-/Astra-Produktion aus Bochum, dazu wurden dort auch viele andere Opel-Modelle hergestellt. In Spitzenzeiten verließen rund 250.000 Autos jährlich die Bänder. Doch die Fertigungstiefe nahm über die Jahre stetig ab, die Nachfrage wurde schwächer und schließlich geriet der ganze Konzern mitsamt seiner als unantastbar geltenden Führung in Detroit aufgrund von massiven Fehlentscheidungen in arge finanzielle Schwierigkeiten. Zusammen mit der Absatzkrise auf dem europäischen Markt beschleunigte dies das Ende von der Fahrzeugfertigung in Bochum.