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Im Duett ists nett

Sein Name war Programm: Duett stand für „zwei Fahrzeuge in einem". Konnte der Volvo Duett vor 60 Jahren doch erstmals die Transporttalente eines Nutzfahrzeuges mit der Vielseitigkeit moderner Familien- und Freizeitkombis vereinbaren. Noch während der fast zwei Jahrzehnte dauernden Produktionszeit erlangte der leistungsstarke Lademeister mit Platz für bis zu sieben Passagiere Kultstatus. Dazu beigetragen hat die Verwandtschaft zum „Buckel Volvo", aber auch das eigenständige Chassis mit stabilem Rahmen, das sich für Sonderaufbauten wie Cabrio oder Pickup eignete.

Innen Full-Size, außen kompakt

Der Volvo PV445 Duett gilt als Wegbereiter aller variablen Kombis mit Pkw-Eigenschaften. Seine Premiere feierte das Modell am 4. Juli 1953 mit der feierlichen Übergabe des ersten Fahrzeugs an Assar Gabrielsson, einen der beiden Gründerväter von Volvo. Schnell stieg die Nachfrage nach dem Kombi über die Produktionskapazitäten hinaus und damit verlängerten sich auch die Lieferzeiten. Teilweise lagen die Preise für junge gebrauchte Duett sogar über denen der Neuwagen. Auch in Nordamerika begeisterten sich Familien für den in schicken zweifarbigen Lackierungen lieferbaren Kombi mit einem Interieur im Format damaliger Full-Size-Limousinen trotz kompakter 4,40 Meter Außenlänge. Hinzu kamen die damals bereits legendäre Langlebigkeit und die wegweisende Sicherheitstechnik der Volvo Limousine PV444, die auf den Duett übertragen wurde.

Ein kleines Denkmal für einen großen Kombi

Anders als beim Volvo PV444 war die Karosserie des Volvo Duett aber nicht selbsttragend, sondern ruhte auf einem robusten Rahmen, der hohe Nutzlasten vertrug. Passend dazu war die stabile Hinterachse blattgefedert, während das Kombiheck noch deutliche Ähnlichkeiten mit einem Kleintransporter aufwies und auch dessen Ladevolumen bot. Für den Volvo Duett war kaum etwas zu groß oder sperrig, weshalb ihm die schwedische Post 1997 mit einer eigenen Sonderbriefmarke ein spezielles Denkmal setzte.

Es begann mit einem Lagerbestand

Ein Überschuss an Fahrgestellen führte überhaupt erst zur Entwicklung des ersten Kombis für Arbeit und Freizeit. Denn im Werk hatten sich im Frühjahr 1952 1.500 Fahrgestelle inklusive Antriebstechnik angesammelt die für unabhängige Karosseriebauer gedacht waren. Assar Gabrielsson traf daher eine weitsichtige Entscheidung: „Wir müssen die (Lagerbestände) irgendwie loswerden und unseren eigenen Transporter bauen". Nur ein Jahr gab Gabrielsson dem Entwicklungsteam dafür Zeit. Nach der ersten Präsentation im Juli 1953 lief schon im Herbst des Jahres die Serienproduktion des Volvo Duett an.

Duett für jeden Zweck

Lieferbar war der Volvo Duett in drei Varianten: als Kastenwagen ohne hintere Seitenscheiben, als Lieferwagen mit einfacher Rückbank und hinteren Scheiben sowie als Kombilimousine mit bis zu zwei umklappbaren Rücksitzreihen und voll verglasten Seiten. Eine damals außergewöhnlich gute Geräusch-Dämmung erzielte Volvo durch die edel wirkende Holzverkleidung des Gepäckraums. Nicht zu vergessen die vergleichsweise leistungsstarken Motorisierungen: Aus anfänglichen 44 PS wurden 51 PS und schließlich sogar 68 PS. Damit war der Volvo Duett fast ebenso flott unterwegs wie die Limousine.

Vom Familienfahrzeug zum Klassiker

Das Konzept aus drei Varianten, vor allem aber die Vielseitigkeit des Familien- und Freizeitfahrzeugs - sogar ein damals sensationelles Dachzelt mit Leiter war lieferbar - machten den Volvo Duett zunächst zu einem der erfolgreichsten Kombis jener Jahre, dann zu einem zeitlosen Evergreen. Einzig wichtige Designmodifikation war im Jahr 1960 die ungeteilte Windschutzscheibe des Volvo PV544 und die Umbenennung in Volvo P210.

Weder die Vorstellung des Volvo Amazon Kombi im Jahr 1962 noch die Präsentation des Kombis Volvo 145 im Jahr 1967 führten zur Einstellung des Volvo Duett. Im Gegenteil, seine Fans schienen den Klassiker mehr denn je zu lieben. Als orange lackierter Transporter für ein schwedisches Telekommunikationsunternehmen erlebte er ebenso einen dritten Frühling wie als populäres Campingfahrzeug. In den Ruhestand geschickt wurde der Volvo Duett erst am 19. Februar 1969 nach sensationellen 101.942 Einheiten. Neue schwedische Zulassungsbestimmungen machten nun einen Produktionsstopp unausweichlich.