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Fiats Abschied aus der Oberklasse

Fiat gehört zu den traditionsreichsten und größten Autoherstellern weltweit. Während eines großen Teils seiner wechselvollen Geschichte war der Konzern in allen Automobilklassen vertreten. In den Sechzigern des vorherigen Jahrhunderts begann der Stern der Italiener im automobilen Oberhaus jedoch zu verblassen. Mit dem 130 verabschiedete sich Fiat 1977 aus der prestige- wie gewinnträchtigen Oberklasse.

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Kritik an zu viel Chrom

In den 60er Jahren war Fiat noch erfolgreich mit dem 2300 am Start, der als Stufenhecklimousine, Kombi und Coupé mit einem Sechs-Zylinder-Reihenmotor verfügbar war, der aus 2,3 Litern 105 PS schöpfte. Das bis 1964 produzierte Coupé leistete in einer Version von Abarth sogar 136 PS und war fast 200 km/h schnell. Für 1969 war im Fiat-Designstudie „Centro Stile“ eine 4,75 Meter lange Limousine entstanden. Studioleiter Mario Felice Boano hatte mit dem Viertürer eine vergrößerte Interpretation des 128 geschaffen. Das chrombeladene Auto fand schnell zahlreiche Kritiker, die den 130 als barock und überladen empfanden. Der Innenraum zeichnete sich durch ein ausgezeichnetes Platzangebot aus und ließ sich auf Wunsch mit Leder, Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern ausstatten.

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Leistung und ein schickes Coupé

Für die Motorisierung sorgte ein moderner V6-Benziner mit zuerst 2,9, später 3,2 Liter Hubraum. Der V6 mit einem Gabelwinkel von 60 Grad stammte nicht, wie oft kolportiert, aus dem Ferrari Dino, obwohl ihn der Ferrari-Konstrukteur Aurelio Lamperdi mit oben liegenden Nockenwellen und einem Zahnriemenantrieb konstruiert hatte. Der 2,9-Liter leistete 140 PS, der 3,2-Liter stellte schließlich standesgemäße 165 PS bereit. Auf dem Genfer Automobilsalon 1971 stellte Fiat die Coupé-Version des 130 vor. Nach der harschen Kritik für die Limousine hatte Fiat die Gestaltung des 4,84 Meter langen Zweitürers an Pininfarina übertragen. Die klassischen Trapezlinien mit den strengen geraden Linien und klaren großen Flächen überzeugte zumindest die Fachwelt und trug dem Entwurf zahlreiche Preise ein. Der neue Armaturenträger mit Holzeinlagen und klassischen Rundinstrumente überzeugte ebenfalls, so dass er ab 1971 auch Eingang in die Limousine fand.

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Zu teuer und rostanfällig

In Deutschland kam der Fiat 130 als Zweitürer für 28.000 Mark auf den Markt. Damit war der Pininfarina-Fiat rund 8000 Mark teurer als die Limousine. 1973 waren bereits 31.800 Mark für das Auto fällig. Der Zweitürer konkurrierte in dieser Preisklasse mit einem BMW 3.0 CS oder einem Mercedes 280 SE Coupé. Obwohl von einem Ferrari-Spezialisten entwickelt, überzeugte der Motor in der Praxis weder durch ruhigen Lauf noch durch bemerkenswerte Leistungsentfaltung. Neben dem manuellen Fünf-Gang-Getriebe von ZF bot Fiat als Option für beide Karosserievarianten eine Drei-Gang-Automatik von Borg-Warner an. Ausgestattet mit dem Automaten musste ein 130-Besitzer beim Praxisverbrauch zwischen 15 und 22 Liter einkalkulieren. Das für einen Fiat hohe Preisniveau schreckte die potentielle Kundschaft ab, außerdem ließ die Verarbeitungsqualität ebenso zu wünschen übrig wie die kaum vorhandene Rostvorsorge. So entstanden vom Coupé nur 4493 Exemplare, von der Limousine wurden immerhin 15.093 Einheiten gebaut.