Vor 75 Jahren: Aufbruch in Wiedenbrück

Westfalias erstes Wohnmobil

Hochgeladenes Bild 1948 baute Westfalia ein Wohnmobil auf Nutzfahrzeug-Basis, um seinen Verkaufsagenten eine permanente Unterkunft zu bieten, während diese im Nachkriegsdeutschland versuchten das Westfalia-Anhängerprogramm an den Mann zu bringen

Deutschlands Städte lagen noch weitgehend in Trümmern, Hotels und Ladengeschäfte liefen in oft provisorisch hergerichteten Räumlichkeiten, als im Herbst 1948 Hans Knöbel eine Idee kam: Der Inhaber der Westfalia-Werke in Wiedenbrück, die sich damals mit dem Bau von Anhängern beschäftigten, ließ ein „Wohnmobil“ bauen, mit dem er sein Geschäft wieder ankurbeln wollte. Die frisch eingeführte D-Mark verhieß den Aufbruch. Mit dem neuen Wagen fuhren die Verkäufer zu den Händlern oder zu regionalen Messen, um die Produktpalette zu präsentieren. Im Fahrzeug konnten sie wohnen, übernachten und Verkaufsgespräche führen. Hintendran waren die verschiedenen Trailertypen aus dem Westfalia-Programm angehängt.

Das Verkaufs-Wohnmobil war auf dem Fahrgestell eines Phänomen Granit von 1938 aufgebaut worden, das im Krieg als Sanitätskraftwagen gedient hatte. Der luftgekühlte Dreiliter-Vierzylinder leistete 58 PS, genug für bis zu 75 km/h. Der 3,20 Meter lange und 2,20 Meter breite Wohnaufbau war aus gekanteten Stahlblechen zusammengeschweißt, im Innern gab es eine Sitzbank, die auch zum Schlafen genutzt wurde, einen Tisch und einige Schränke. Nach diesem System baute Westfalia schließlich Wohnmobile auf DKW- und Tempo-Matador-Basis. Ende der Sechzigerjahre boomten dann die VW-Camper für den US-Markt, später folgten dann Marco Polo und James Cook. Allein zwischen 1958 bis 1993, als Hans Knöbels Sohn Horst auf dem Westfalia-Chefsesel saß, entstanden über 400.000 Wohnmobile.

Am nachhaltigsten wirkten die Camper auf den VW-Bus-Heckmotortypen T1 bis T3 bis heute nach. Christian Steiger geht mit ihnen im Novemberheft der OLDTIMER MARKT (ab 26. Oktober im Handel) auf Zeitreise…