Von Fiat bis Frankreich
- 11. November 2024
- Jan Skibinski
1934 gründete Henri-Théodore Pigozzi die Firma Simca (Société Industrielle de Mécanique et Carrosserie Automobile). Die Fertigung von Fahrzeugen begann 1935 in Nanterre westlich von Paris. Der aus Turin stammende Pigozzi war in seiner Heimat als Transportunternehmer und Motorradhändler aktiv, bevor er begann Schrott aus Frankreich nach Italien zu importieren. Zu seinen Kunden gehörte ein gewisser Giovanni Agnelli mit seiner Firma FIAT. Dieser suchte zu Beginn der 30er-Jahre Einen Generalimporteur für Fiat-Fahrzeuge in Frankreich. Da Pigozzi die französische Industrie bereits kannte, wurde Agnelli auf ihn aufmerksam und entsandte ihn mit nur 28 Jahren als Generalimporteur nach Frankreich.
das Simca Fiat 8 Coupé von 1938
Vor Ort erkannte Pigozzi jedoch bald das Potenzial für eine französische Produktion auf Basis von Fiat-Modellen, denn in den 1930er Jahren erhob Frankreich hohe Einfuhrzölle aus Ausländische Produkte. Simca begann also als Lizenzfertiger, wobei das erste Modell, der Simca-Fiat 6CV, auf dem Fiat 508 Balilla basierte. Bereits in den späten 1930er Jahren wuchs Simca und wurde zum festen Bestandteil der französischen Automobilindustrie.
Die frühen Simca erinnern noch stark an den Topolino
In den Nachkriegsjahren knüpfte Simca an die Erfolge vor dem Weltenbrand an, vor allem durch kompakte und erschwingliche Modelle wie den Simca 8 und den Simca Aronde, deren Hauptpfand vor allem ihre Robustheit und die Wirtschaftlichkeit waren. Simca expandierte und beschäftigte in den 1950er Jahren bereits Tausende von Mitarbeitern. 1954 kaufte Simca die Automarke Ford France und erweiterte sein Modellangebot durch Fahrzeuge wie den Vedette. In dieser Phase wuchsen die Produktion und die Zahl der Mitarbeiter auf etwa 10.000.
1963 erwarb Chrysler eine Mehrheitsbeteiligung an Simca, was zur Umstellung auf amerikanisch inspirierte Modelle führte. Die Modelle Simca 1000 und Simca 1100 wurden Bestseller in Europa und erreichten in den 1960er Jahren hohe Produktionszahlen. Besonders der Simca 1100 wurde als Familienfahrzeug sehr beliebt und half, Simcas Ruf als innovativer Hersteller zu festigen. Unter Chrysler expandierte Simca weiter und nahm an Motorsportveranstaltungen teil, wobei Modelle wie der Simca 1000 Rallye erfolgreich waren und das sportliche Image der Marke stärkten.
Ende der 1970er Jahre geriet Chrysler in finanzielle Schwierigkeiten und verkaufte seine europäischen Tochtergesellschaften, darunter Simca, 1978 an PSA Peugeot Citroën. Die Marke Simca wurde jedoch bald darauf eingestellt und die Modelle unter dem Markennamen Talbot weitergeführt. PSA integrierte Simca-Werke und -Mitarbeiter, doch die Marke verschwand zunehmend, und mit der Einstellung der Marke Talbot 1986 endete das Kapitel Simca endgültig.