Veni.Vidi.Vici
- 29. Mai 2024
- Gregor Schulz
Der neu entwickelte Rennwagen mit aufgeladenem dohc-Reihenachtzylinder war der erste in einer Reihe erfolgreicher Boliden, die heute alle Welt als Silberpfeile kennt.
Der Legende nach sollen die Mechaniker im Fahrerlager den weißen Lack von den Wagen abgekratzt haben, damit diese unterhalb des Gewichtslimits der neu eingeführten 750-Kilogramm-Formel blieben. Beweise gibt es nicht, außerdem belegen Fotos, dass die Wagen schon vor dem Rennen mit blanken Leichtmetallkarosserien daherkamen. Auch die Presse verlor damals kein Wort über einen möglichen Farbwechsel.
Die Geschichte vom Entlacken machte erst Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg die Runde – aufgeschrieben von Alfred Neubauer in seiner Autobiografie Männer, Frauen und Motoren. Und wer wollte „dem Dicken“, von den Zwanzigern bis 1955 Rennleiter im Zeichen des Sterns, schon widersprechen?
Auch Fakten sprechen gegen die Story, die noch immer gerne erzählt wird: Das Eifelrennen wurde nicht nach der Gewichtsformel ausgetragen – wie viel ein Rennwagen wog, spielte also gar keine Rolle. Noch bis zu seinem Tod proklamierte Manfred von Brauchitsch (1905-2003) die Idee des Lackabkratzens für sich. Der Sieger von 1934 war da längst der letzte Zeuge.
Unstrittig ist dagegen die Bedeutung, die der Sieg beim ersten Einsatz des neuen Rennwagens vor 90 Jahren hatte – der Anfang war gemacht. 1935 belegten Rudolf Caracciola, Luigi Fagioli und Manfred von Brauchitsch die ersten drei Plätze der Grand-Prix-Europameisterschaft – alle auf Mercedes-Benz W25