Meilensteine

Triumph TR 4: Kerniger Fahrspaß und italienische Linie

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Wer Sportwagen rein über ziselierte Triebwerkskunst und die Anzahl obenliegender Nockenwellen definiert, könnte zu dem Schluss kommen, dass es sich bei den Engländern eher um Landmaschinen im Roadster-Gewand handelt. Kann man machen – vor allem Jünger der italienischen und deutschen Schule neigen dieser Ansicht zu. Man kann Sportwagen aber auch als Autos ohne Firlefanz begreifen, die unmittelbar und ungefiltert auf die Impulse des Fahrers reagieren und mit ihren drehmomentstarken Motoren großartigen Landstraßen-Fahrspaß bieten. Und in dieser Disziplin brillieren Briten vom Schlage des Triumph TR 4.

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Der kam im August 1961, also vor gut 60 Jahren, auf den Markt und sollte nach dem Willen der Standard-Triumph-Oberen den kruden und ziemlich aus der Zeit gefallenen TR 3 ablösen. Das Minimal-Budget hatten die Verantwortlichen diesmal dem Designer Giovanni Michelotti überwiesen, der einen tollen "Italian Job" machte: Fein ausgewogen zwischen italienischem Chic und britischer Bodenständigkeit, geriet der Entwurf zeitlos-elegant, ohne jenen maskulinen Touch vermissen zu lassen, der bei rustikalen Roadstern schlichtweg unabdingbar ist.

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Unter dem auf einem soliden Rahmen ruhenden Blech blieb dafür alles beim Alten: Der Antriebsstrang hatte bereits im TR3 seinen Einstand gegeben und beim Umzug als einziges Upgrade Synchronringe an allen Gangradpaaren erhalten. Dennoch schrien jene Roadster-Flagellanten erzürnt auf, die sich gern mit Steckscheiben geißelten und in Kurbelfenstern Herolde des Bösen sahen. Dabei hörte die Verweichlichung mit ihnen auch schon auf – das ungefütterte Dach musste nach wie vor per Zeltbau aufgestellt werden.

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Vier Jahre später stellte Triumph in Genf den TR4A vor. Das Kürzel IRS auf dem Heckdeckel wies dezent auf die revolutionäre Neuerung hin: Indepent rear Suspension, unabhängige Hinterradaufhängung — und das bei einem britischen Roadster! Schraubenfedern lösten die altbekannten Blattfedern ab. Vorne gab es neue obere Querlenker und geänderte Bremsen. Aufwendige Änderungen am Rahmen waren nötig, das Gewicht stieg. Eine Verbesserung in Sachen Sicherheit, Kurvenfestigkeit und Neutralität war nicht zu leugnen. Allerdings wählten die Fahrwerkstechniker eine zu weiche Abstimmung, die brettharte Straßenlage des Vorgängers vermißten nun plötzlich nicht wenige. Trotz maulender Traditionalisten zeigte sich die breite Käuferschicht mit dem Fortschritt zufrieden, wohl auch, weil sie sich an kein neues Outfit gewöhnen mußten. Lediglich der Grill wurde verändert, er bestand jetzt aus horizontalen Aluprofilen statt aus gestanztem Alublech und seitlich waren Zierleisten mit integrierten Positionsleuchten angabracht.

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Und heute? Steht der Triumph TR 4 für echtes Oldtimer-Feeling in schönster Sixties-Optik. Kleiner Aufwand, riesiges Vergnügen. Auswahl gibt es genug, nicht zuletzt wegen vieler US-Rückläufer, dazu als Bonus eine gut aufgelegte und weitläufige Clubszene – allerdings werden für ein Exemplar mit Zustandsnote 2 laut Classic-Data-Marktspiegel gut 30.000 Euro fällig. Kein Schnäppchen, aber eben ein ehrlicher und urbritischer Sportwagen, der viel Fahrspaß bietet.

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