Tödliche Airbags
- 15. August 2025
- Red. OLDTIMER MARKT
Schon vor zehn Jahren stand der japanische Airbag-Hersteller Takata im Fokus, als fehlerhafte Gasgeneratoren zum größten Rückruf in der Geschichte des Automobils führten, bei dem 100 Millionen Fahrzeuge der Baujahre 2000 bis etwa 2016 betroffen waren. Gasgeneratoren blasen bei einem Unfall im Bruchteil einer Sekunde den Airbag auf. Takata hatte als Treibladung Ammoniumnitrat verwendet, das sich speziell in feucht-heißen Klimazonen chemisch verändert und bei einer Auslösung Überdruck erzeugen kann. Dann platzt das Gehäuse des Generators und schleudert schrapnellartige Metallteile in den Innenraum. Laut US-Behörden sollen dadurch bis heute rund 30 Menschen ihr Leben verloren haben, hunderte wurden teils schwer verletzt. Im Zuge des Rückrufs vor über zehn Jahren lieferte der Hersteller dann Gasgeneratoren, bei denen das Ammoniumnitrat mit Silikaten versetzt war, die eindringende Feuchtigkeit aufnehmen sollen. Ein ehemaliger Takata-Ingenieur hält dies jedoch für keine Lösung, die auftretenden Probleme würden dadurch lediglich hinausgezögert.
Ein Unfall in Reims am 11. Juni, bei dem eine Frau von Metallsplittern getötet wurde, könnte diese Aussage unterstreichen. Reims liegt im kühlen Nordosten Frankreichs, der Citroën C3 des Opfers war von 2014 und damit womöglich schon mit der vermeintlich verbesserten Gasgenerator-Version ausgestattet. Als Reaktion auf den Todesfall hat die französische Regierung ein Nutzungsverbot für 1,7 Millionen Autos ausgesprochen. Dies hat die Takata-Problematik auch diesseits des Rheins wieder in den Fokus gerückt. Die ARD behauptet in einem aktuellen Beitrag, laut Experten seien hierzulande immer noch 800.000 Fahrzeuge mit Airbags unterwegs, die bereits im Zuge des Rückrufs hätten ausgetauscht werden sollen, und zwar quer durch alle Autohersteller und Baureihen bis hin zu leichten Nutzfahrzeugen.
Wer befürchtet, sein Auto könnte betroffen sein, sollte sich im Netz auf die Suche machen: Zahlreiche Hersteller haben Webseiten eingerichtet, auf denen Besitzer anhand der Fahrzeug-Identifizierungsnummer (VIN) prüfen können, ob ihr Kfz mit Takata-Airbags ausgestattet wurde.
Trotz Nachfrage erhielten wir vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bis Redaktionsschluss keine Aussage, welche Maßnahmen die deutschen Behörden planen.