Vor 130 Jahren

Rudis Nagelprobe

Zugegeben, In den vergangenen Jahren ist er arg in Verruf geraten. Wird des Stinkens bezichtigt, des gesetzeswidrigen Partikelausstoßes. Und zwar gleich in x-millionen Fällen… Dabei galt der Dieselmotor einst als äußerst effizienter Geselle – ein erstklassiger Futterverwerter mit sehr hohem Wirkungsgrad.

Am 23. Februar 1893 bekam Ingenieur Rudolf Christian Karl Diesels "Neue rationelle Wärmekraftmaschine" unter der Nr. DRP 67 207 mit dem Betreff „Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen“ eine Patentschrift erteilt. Und zwar vom kaiserlichen Patentamt zu Berlin. Wobei das Dokument noch nicht das moderne Dieselprinzip beschreibt, sondern die ursprüngliche Funktion einer „idealen Wärmekraftmaschine“ – deren Realisierung zum damaligen Stand der Technik jedoch stark angezweifelt wurde. Speziell die von Diesel errechneten hohen Drücke galten als nicht beherrschbar. Das gerade noch für möglich Gehaltene auszureizen und einflussreiche Förderer überzeugen zu können, wurde später als „Triumph der Theorie“ gesehen. Erste Versuche, den hochverdichteten Motor mit Petroleum in Betrieb zu nehmen, scheiterten kläglich, bei weiteren Experimenten griff Rudolf Diesel zu Benzin, um überhaupt Zündungen zu erreichen. Zur Erzeugung des erforderlichen hohen Drucks diente ein ebenso empfindlicher wie anfälliger Kompressor – die Einblasemaschine. Am 10. August 1893 lief dann der erste Prototyp des neuen Motors aus eigener Kraft; und es sollten noch einmal vier Jahre vergehen, bis der erste funktionsfähige Dieselmotor 1897 zuverlässig knatterte. Allerdings ohne Rußpartikelfilter. Unvorstellbar – so wird das nix mit der grünen Umweltplakette!