Plastikbomber
- 10. November 2023
- Gregor Schulz
Alles hat einen Anfang. Dabei ist die Frage durchaus berechtigt, welcher Rennwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen als erster jener neuen Generation gelten darf, die schließlich 1969 im Porsche 917 gipfelte. In Frage kommt zweifellos der Porsche 904, der vor 60 Jahren seine Premiere hatte. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, 550 Spyder und der Modellfamilie 718, hatte der 904 eine Kunststoffkarosserie – so wie alle späteren Rennwagen von Porsche. Das Material GFK war in Zusammenarbeit mit BASF entwickelt worden, hergestellt hat die Karosserien Flugzeugspezialist Heinkel in Speyer. Der 904, der offiziell Carrera GTS hieß, entsprach dem damaligen Reglement für GT-Rennwagen, weshalb mindestens 100 Stück gebaut werden mussten. Auf der Rennstrecke erfüllte der 904, in dem der Zweiliter-Vierzylinder-„Fuhrmann“-Motor steckte, die Erwartungen. Legendär ist der Gesamtsieg bei der Targa Florio 1964 gegen die weitaus stärkere Konkurrenz von Ferrari. Am Steuer wechselten sich damals Antonio Pucci und Colin Davis ab. Ein weiterer herausragender Erfolg war der vierte Platz in Le Mans 1965 von Herbert Linge und Peter Nöcker. Ihr Auto startete allerdings in der Prototypen-Klasse, da hinter den Sitzen kein Fuhrmann-Boxer mit dohc und Königswellen werkelte, sondern ein Sechszylinder aus dem 911. Doch nicht nur auf der Rundstrecke, auch bei Rallyes trat der 904 erfolgreich an: 1965 belegten Eugen Böhringer und Rolf Wüterich den zweiten Platz bei der Rallye Monte-Carlo. Nicht nur in Porsche-Kreisen berühmt ist das Foto einer unlackierten 904-Karosserie, das deren Kunststoffstruktur dank indirekter Beleuchtung eindrucksvoll in Szene setzt. Und nicht nur die, die damals Kinder waren, werden sich an den 904 von Wiking im Maßstab 1:87 erinnern.