Vor 60 Jahren

Opel Rekord P2 – Mit Anlauf in den Klassiker-Olymp

Hochgeladenes Bild Auf fast 800.000 verkaufte Exemplare brachte es der Rekord P2 von 1960 bis 1963

Vom Bauern-Buick zum Rasenden Kofferraum

Mit der Entdeckung als Liebhaberfahrzeug sollte es dauern, verglichen mit dem Vorgänger sah der Rekord P2 nicht alt genug aus, und sein etwas spröder Charme erschloss sich nicht auf den ersten Blick. Simple Technik, sorgfältig entwickelt, einfach zu bedienen, Marktführer in der Klasse – dennoch keine einfache Beziehung. In den sachlichen und noch leicht barocken Wagen hat sich kaum jemand spontan verliebt wie in seinen mit US-Stilelementen kokettierenden Vorgänger P1. Charmante Details bot auch der P2 überall, doch er war vor allem ein Auto für den Verstand. Und wuchs so manchem Fahrer erst mit den Jahren so sehr ans Herz, dass er einfach blieb.

Hochgeladenes Bild Der Rekord P2 kam als elegantes Coupé gut an, bekam bald den Spitznamen "Rollender Kofferraum" verpasst

Mitte August 1960 machte der neue Rekord seine Aufwartung, drei Jahre war der Vorgänger in Produktion gewesen. Das war eine kleine Sensation, denn zuvor hatte Opel die Evolution vom Olympia zum Rekord lediglich mit jährlichen Karosserie-Retuschen vorangetrieben. Vorschläge für eine große Modellpflege am P1 hat es zwar gegeben, umgesetzt worden waren sie aber nicht.

Der Rekord wird europäischer

Die Händler warteten auf den P2, der ein völlig neues Äußeres erhielt. Zeigte der P1 noch Anleihen beim Chevy Bel Air, wirkte der P2 europäischer und sachlicher. Einflüsse der von Pininfarina für Lancia und Peugeot kreierten Trapezlinie waren erkennbar, und damit traf Opel den Trend der kommenden Jahre. Außerdem hatte die Karosserie an praktischem Nutzen gewonnen: Die Panoramascheiben des Vorgängers hatten nicht nur Freunde gehabt, beleibte Figuren fanden den Einstieg nun angenehmer. Der Innenraum geriet größer. Ein Eindruck, den die Anordnung der Instrumente ebenso verstärkte wie die klar gezeichneten, größeren Fensterflächen. Die Detailarbeit konzentrierte sich auf die passive Sicherheit: gepolsterte Armaturentafel, geschüsseltes Lenkrad, transparenter Behälter für die Bremsflüssigkeit sowie eine verbesserte Türschließ-Mechanik mit Schutz gegen ungewolltes Öffnen.

Hochgeladenes Bild Nur wenige der fast 200.000 Caravan und Kastenwagen überlebten ihren harten Einsatz im Arbeitsalltag des westdeutschen Wirtschaftswunders

Neben der zwei- und der viertürigen Limousine gab es zunächst den Caravan (korrekt lauetete die Schreibweise anfangs Car-A-Van – bis Opel sie irgendwann selbst vereinfachte) und den Schnell-Lieferwagen, die Preise blieben auf dem Niveau des Vorgängers. Für knapp 6400 Mark konnte man Rekord-Fahrer werden, das war der Preis für den Zweitürer. Die Betriebskosten lagen dank längerer Wartungsintervalle sogar niedriger als vorher. Der Rekord war traditionell eine vernünftige Wahl, aber der P2 stand in einem schärferen Wettbewerb als seine Vorgänger. VW schickte sich 1961 an, mit dem 1500 Aufsteiger bei der Stange zu halten, und Ford hatte mit dem "Badewannen"-17m gerade ein sehr modern wirkendes Auto lanciert, das sich gut verkaufte. Noch gab es Borgwards Isabella, und wenn die Stückzahlen auch keine Rolle spielten, zeigten doch Importe wie Peugeot 404 oder Fiat 1300/1500: Vernunft allein genügte nicht mehr zum Sichern der Vormachtstellung in der Mittelklasse.

Hochgeladenes Bild Der Innenraum geriet größer als beim Vorgänger. Ein Eindruck, der durch die Anordnung der Instrumente noch verstärkt wurde

Opel reagierte konsequent: Zur IAA im Spätsommer 1961 gab es nicht etwa nur einen stärkeren Motor, sondern auch gleich ein Coupé dazu. 60 PS aus 1,7 Litern wollten mit Supersprit versorgt werden, sorgten aber auch für eine Höchstgeschwindigkeit von gut 140 km/h. Das war ein Wort in den Tagen, in denen Lastzüge den Anstieg hinter der Werratalbrücke noch im ersten Gang bewältigen mussten. Das Vierganggetriebe und die Einzelsitze unterstrichen den sportlichen Anspruch des "Rasenden Kofferraums".

Das Coupé erfüllte seinen Auftrag als Imageträger bestens, zeigte es doch auf, dass Opel für die gesamte Modellreihe ein spürbar sportlicheres Fahrwerk geschaffen hatte. Der flotte Zweitürer verkaufte sich auch gut: 33.816 Exemplare waren es am Ende. Noch vor den Werksferien 1962 legte Opel erneut nach: Für gute 8000 Mark gab es zusätzlich die Limousine in Luxusausführung, ausschließlich als Viertürer, mit dem bislang dem Coupé vorbehaltenen 60-PS-Motor sowie dem Vierganggetriebe und luxuriöser Ausstattung.

Hochgeladenes Bild Wie auch den Vorgänger strickte Authenrieth den P2 zum Cabrio um. Allerdings war der Aufschnitt exorbitant teuer, nur 20 Exemplare sollen es am Ende gewesen sein! Entsprechend liegt der Marktwert um ein Vielfaches über dem der übrigen Varianten

Nach insgesamt 786.411 Rekord P2 endete die Produktion der Baureihe im Februar 1963. Als Gebrauchte wurden viele P2 bald nach unten durchgereicht, der stilistische Wandel schritt schnell voran in den Sechzigern, und was alt aussah, wurde manchmal allein deshalb weggeworfen. Und obwohl es ein wenig Anlauf brauchte, bis der Rekord P2 im Oldie-Olymp, gibt es heute natürlich keinen Zweifel, dass er genau dorthin gehört. Gut erhaltene Exemplare mit Zustandsnote 2 werden laut Classic-Data-Marktwerttabelle für Preise um 13.000 bis 15.000 Euro gehandelt.