Vor 70 Jahren

NSU Konsul: Englischer Einfluss in Neckarsulm

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Als NSU vor siebzig Jahren die Konsul I und II auf den Markt brachte, war die Motorradentwicklung eigentlich schon weiter gegangen – auch bei NSU selbst. Schon seit 1949 gab es die erste Nachkriegsneuentwicklung aus Neckarsulm, die NSU Fox mit Viertaktmotor und 98 Kubik. Die moderne Max stand in den Startlöchern und eroberte ab 1952 die Herzen der Motorradfahrer. Konsul I und II basierten demgegenüber auf den OSL-Typen aus den dreißiger Jahren und waren nur leicht modifiziert.

Die werksseitig als 351 OS-T bezeichnete Konsul I hatte 349 Kubik und 17,5 PS, die Konsul II (501 OS-T) kam auf 498 Kubik und 21 PS, später 21,5. Rund 14.000 Exemplare sollen von beiden Modellen gebaut worden sein. Zum Vergleich: Die gefeierte NSU Max fand fast 100.000 Käufer! Schon in den Fünfzigern galten die beiden Konsul-Typen darum als antiquiert. Die Vorgänger-OSL waren vom Ex-Norton-Ingenieur Walter William Moore entwickelt worden, der 1929 zu NSU gekommen war und dem Werk zunächst mit dem Königswellen-Einzylinder zu sportlichen Erfolgen verhalf. Die gegenüber den OSL an beiden Konsul-Varianten vorgenommenen Modernisierungen waren überschaubar. Die Nachkriegsversionen bekamen im Wesentlichen einen geschlossenen Rohrrahmen (vorher offen), eine Teleskopgabel der Kronprinz AG (zuvor Parallelogrammgabel) und eine Geradwegfederung (bis dahin Starrrahmen). Die Motoren blieben weitgehend gleich.

"Wer die große Konsul genießen will , muss sich in ihre Zeit hineinversetzen – und auf die Landstraßen der Fünfziger. Wenn einmal der vierte Gang eingelegt ist, erledigt der Langhuber den Rest"

OLDTIMER PRAXIS 12/2020

Der englische Einfluss blieb damit erhalten, erkennbar am langen Hub (99 Millimeter an der 500er, die Bohrung betrug 80 Millimeter), der ohv-Steuerung über zwei untenliegende Nockenwellen, dem separaten Getriebe und der Trockensumpfschmierung. Das letzte Produktionsjahr der 350er war 1953, das Ende für die Konsul II kam 1954.

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Obwohl die kleinere Konsul I mit 8247 gebauten Exemplaren die erfolgreichere war (Konsul II: 5966 Exemplare), spielt sie heute nur eine Nebenrolle, denn die Fans bevorzugen den 500er Dampfhammer, für den in sehr gutem Zustand inzwischen klar fünfstellige Preise aufgerufen und bezahlt werden. Der Marktwert von Restaurierungsobjekten ist kaum zuverlässig zu nennen. Ab etwa 3000 Euro beginnt der Spaß, aber viel hängt vom Zustand einzelner Bauteile ab. Ein sehr guter Tank oder ein bislang offensichtlich ungeöffneter und damit unverbastelter Motor können das Preisschild schon mal im vierstelligen Bereich verändern. Wobei insgesamt gilt, dass nur noch sehr wenige unrestaurierte Exemplare ins Angebot kommen und die Qualität der zurückliegenden Arbeiten meist entscheidend für den Wert ist. Der NSU-Fan Horst Heiler betreibt die besuchenswerte Homepage mit vielen technischen Informationen, Datenblättern und Ersatzteillisten und zahllosen Internet-Links zu Profis und privaten Enthusiasten.

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