Im Alter von 80 Jahren

"Jedes Motorrad hat eine Seele" – Fritz Röth gestorben

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Fritz Röth gestorben

Als großer Motorradimporteur ließ Fritz Röth hierzulande Marken wie Moto Guzzi, Suzuki oder Ducati aufblühen. Wie kaum ein anderer hatte er sich dem motorisierten Zweirad verschrieben. Vor wenigen Tagen ist der Odenwälder 80-jährig verstorben

"Jedes Motorrad hat eine Seele", pflegte Fritz Röth zu sagen, und das war bei ihm kein leerer Marketingspruch, sondern tiefes Empfinden. Begonnen hat für ihn alles 1950, im zarten Alter von elf Jahren: "Meine erste Testfahrt ging über die Wiese des Nachbarn auf einer 98er Anker mit Sachs-Motor. Das Gefühl am Gas zu drehen, das Geräusch… Danach stand fest: Ich werde Motorradrennfahrer!" Dabei half ihm, dass das elterliche Geschäft eine NSU-Vertretung beherbergte. Mit 14 startete er auf einer NSU Quickly, später wurde er auf einer 250er NSU Max Hessischer Geländesportmeister. Als man in Neckarsulm kurz darauf auf Autos umschwenkte, empfand er das als Verrat. Und machte seinen Standort Hammelbach zu einem Epizentrum der letzten Windgesichter. In jener Zeit trat Fritz Röth vermehrt als Importeur auf, holte Ossa, Puch, Jawa, Aermacchi oder Moto Morini ins Land, oft auf Handschlag-Basis mit den Herstellern. Und natürlich Moto Guzzi, mit denen er 1964 aufs richtige Pferd setzte. Der Draht nach Mandello war so tragfähig, dass Röth sogar direkten Einfluss auf die Entwicklung der neuen V7 nahm. So war er mit Ernst Leverkus treibende Kraft für deren Gespanntauglichkeit, beriet in technischen Fragen und legte am Wochenende im Werk selbst Hand an. Seine spätere 24-Stunden-Hatz über Autobahnen von Hamburg nach Wien und die gnadenlosen Nürburgring-Tests sollten in der anglo-amerikanischen Welt für die V7 den Begriff Bahnburner prägen, und Deutschland wurde zum wichtigsten Exportmarkt nach den USA.

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Als die Renaissance des Motorrads in den Siebzigern so richtig einschlug, erweiterte der Odenwälder sein Portfolio um Suzuki, Ducati und weitere Marken, der Laden brummte. Trotzdem blieb dem Umtriebigen weiter Zeit, die Schwarzpulver-Rally zu organisieren, eine der ältesten deutschen Motorrad-Sternfahrten, die nach wie vor existiert.

Noch in den Neunzigern, als viele der von ihm hierzulande bekannt gemachten Marken längst eigene Vertriebe aufgebaut hatten, ließ Röth das Thema nicht los. Im Duett mit Sohn Martin stürzte er sich auf den aufblühenden Rollermarkt, kurz nach der Jahrtausendwende vertraute zudem Motorradhersteller Voxan dem Hammelbacher sein Deutschland-Geschäft an. Erst 2006 beendete er seine Importeurs-Tätigkeit, widmete sich seinem privaten Museum, wo OLDTIMER MARKT ihn 2013 zu einem langen Gespräch traf (siehe Juni-Ausgabe). Nun erreichte uns die Nachricht, dass Fritz Röth am 25. Januar im Alter von 80 Jahren daheim gestorben ist.

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