Endlich Druck im T-Kessel – mit dem TC traf MG den Nerv
- 16. Dezember 2020
- Red. OLDTIMER MARKT
Der TA (hinten) läutete 1936 bei MG die TTime ein, doch erst der TC (vorne) wurde wirklich populär
Druck auf dem T-Kessel
Tausendmal erzählt ist die Geschichte des amerikanischen GI, der einen TC mit nach Hause in die USA nahm und dort den Sportwagenboom der frühen Fünfziger auslöste. Der TC wurde so ein unsterbliches Stück Automobilgeschichte, die kleinen, kernigen Roadster waren spottbillig und ein lustiger Gegenentwurf zu den heimischen Asphalt-Schlachtschiffen. Weniger bekannt ist, dass die T-Serie in ihrem Heimatland eher skeptisch begrüßt wurde. Verglichen mit ihren Vorgängern, den ohc-Midgets (siehe auch OLDTIMER MARKT 7/97) verkörperten die ersten TA nämlich einen gehörigen Rückschritt – zumindest technisch gesehen. Statt Königswelle, Querstromzylinderkopf und obenliegender Nockenwelle fand sich unter der Haube des ersten T-Modells der aufgemotzte Motor des Morris 10 samt Getriebe. Vergaser und Auspuff saßen nach alter Väter Sitte auf derselben Seite, lange Stoßstangen und Kipphebel betätigten die Ventile. Trotzdem hatte der TA mehr Leistung als der kapriziöse PB, denn der Hubraum war drastisch gewachsen – und Hubraum ist bekanntlich durch nichts zu ersetzen...
Äußerlich ist der TC dem TA zum Verwechseln ähnlich, die Technik des Nachkriegsautos ist aber ungleich alltagstauglicher
Vor 75 Jahren dann perfektionierte MG die Formel mit dem TC. Binnen vier Jahren entstanden 10.000 Stück, womit der TC der erste MG war, der sich in fünfstelliger Größenordnung verkaufte. Sein Motor stammt zwar auch aus Vorkriegstagen, war 1939 (für englische Verhältnisse) aber schon so modern, dass die Manager in Abingdon bis 1955 keinen Grund sahen, den XPAG in Pension zu schicken. Mit solch problemloser Technik verspricht der TC auch heute noch Genuss ohne Reue. Hier darf der Roadster-Pilot schon mal richtig Gas geben, ohne sich gleich über die nächste Motorinstandsetzung Gedanken machen zu müssen. Dazu passt auch das teilsynchronisierte Vierganggetriebe, bei dem die oberen drei Übersetzungsstufen mit einer Art Schalthilfe versehen sind. "Synchronisierung" wäre dafür ein etwas zu vollmundiger Ausdruck, denn eine Gedenksekunde beim Hochschalten und ein ein wenig Zwischengas beim Runterschalten ist schon notwendig, wenn die Zähne nicht unangenehm knirschen sollen. Den ersten Gang sollte man tunlichst nur im Stand einlegen.
In TC-Kreisen stolpert man oft über erstaunliche Kilometerleistungen und Geschichten von weiten Reisen. Das sagt einiges aus über die Nehmerqualitäten des Roadsters. "Mit einem TC können Sie heute noch locker im Verkehr mitschwimmen", lobte MG-Experte Dieter Wagner ins unserer Kaufberatung in OLDTIMER MARKT 11/2012. Und sein Kollege Werner Hof stetter ergänzt: "Ein TC stellt den optimalen Kompromiss für Liebhaber echter Vorkriegstechnik bei hoher Alltagstauglichkeit und guter Teileversorgung dar." Auch nach fast 70 Jahren ist immer noch Druck auf dem T-Kessel...
Classic Data verzeichnet für gut erhaltene Exemplare einen Marktpreis von gut 30.000 Euro