60 Jahre Shelby Cobra 427

Die Krawallschachtel

In 13,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 Meilen pro Stunde (knapp 161 km/h) und wieder zurück auf Null. Das war 1965 der Wahnsinnswert, den Sports Car Graphic für die neue Siebenliter-Cobra ermittelte. Dabei war das, was Ted Sutton und Ken Miles im Jahr 1964 ersonnen hatten, zunächst nicht dazu angetan, dereinst mystischen Legendenstatus zu erlangen, als sie einen Ford Big Block in eine Cobra zwängten. Bis dahin waren Shelbys Giftschlangen maximal mit 289er Fairlane-Aggregaten bestückt, also mit 4,7 Liter Hubraum. Das bisherige Blattfeder-Fahrwerk und die Bremsen waren massiv überfordert. Sie nannten den brutal zusammengeschusterten Erstling „The Turd“ – den Scheißhaufen.

Carroll Shelby stellte schließlich im Januar 1965 die Cobra 427 vor, mit dickeren Rahmenrohren, stärkeren Aufhängungen mit Schraubenfedern, einer verstärkten Bremsanlage und der besseren Zahnstangenlenkung späterer 289er, um die 425 SAE-HP – im Renntrimm sogar 485 – bändigen zu können. Die in ihrer Urform als AC Ace auf das Jahr 1952 zurückgehende Karosserie wurde voluminöser zur Aufnahme breiterer Reifen, die Kühlluftöffnung größer. Quasi gratis obendrauf gab es eine Beschleunigung in vier Sekunden auf 100 km/h und eine sinnlich-brutale Akustik.

Da die zur GT-Homologation nötigen 100 Krawallschachteln nicht rechtzeitig fertig waren, konnten die Siebenliter-Cobra nur bei den Prototypen starten. Überschüssige Renn-427er wurden zu sittsameren Semi-Competition-Modellen umgerüstet – zu sehen etwa im Elvis-Presley-Film „Spinout“ („Sag niemals ja“). Zivile Exemplare erhielten oft den zahmeren 428er-V8 mit 360 HP. Bis 1966 entstanden etwa 320 originale 427er Cobras. Später bemühten sich hunderte Kopisten einschließlich AC und Shelby selbst, den Mythos mehr oder weniger stilsicher fortzuführen.

Fotos: S.Lindloff, Archiv

Hochgeladenes Bild Hochgeladenes Bild Elvis Presley im Film "Spinout" von 1966