Der Vater des Ferrari 250 GTO ist tot
- 15. Mai 2023
- Michael Hundt
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Rennsportbegeisterter Ingenieur: Giotto Bizzarrini 1964 in Le Mans
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„Breadvan“ ging auf die Jagd auf Ferraris 250 GT SWB
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Rivolta wollte seinen Renn-Grifo nicht, also baute Bizzarrini ihn selbst
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Giotto Bizzarrini 2004 mit seinem Prototypen „Grifo 5700“
Dem angehenden Ingenieur war nichts zu schwör: Mit seiner kleinen „Macchinetta“ auf Fiat-Topolino-Basis setzte Giotto Bizzarrini seine beim Technikstudium in Pisa gewonnen Kenntnisse frisch in die Praxis um. Das war 1953. Kurz darauf fand er eine erste Anstellung bei Alfa Romeo. Später brezelte er mit dem auf doppelte Leistung erstarkten, aerodynamisch eingekleideten Mäuschen von seiner Heimatstadt Livorno nach Modena, um sich bei Enzo Ferrari als Konstrukteur zu bewerben. Der Commendatore bewunderte den Wagemut des jungen Mannes, die Strecke mit diesem kleinen Autochen zurückgelegt zu haben und stellte ihn ein. Im Zuge der „Palastrevolution“ Ende 1961 verließ Bizzarrini die Marke mit dem springenden Pferd jedoch wieder, nachdem er dort noch dem 250 GTO das Laufen beigebracht hatte. Später bedauerte er diesen Schritt, den er glaubte, seinem Mentor Carlo Chiti zu schulden.
Eigenständigkeit mit 36
Der damals 36-Jährige machte sich daraufhin mit seinem eigenen Konstruktionsbüro selbstständig und schuf unter anderem auf Basis des 250 GT SWB den „Breadvan“, um den Rennern aus Maranello das Fürchten zu lehren. 1963 lieferte er für Ferruccio Lamborghini den Grundriss des V12 Motors, mit dem der Traktorfabrikant aus Sant’Agata ins Sportwagengeschäft einstieg. Für Renzo Rivoltas Luxusmarke Iso spielte Giotto Bizzarrini ebenfalls den Geburtshelfer, doch beim Projekt Grifo machte ihm seine toskanische Sturheit erneut einen Strich durch die Rechnung – die Rennversion des Zweisitzers vermarktete er schließlich unter eigenem Namen. Vom rassigen Bizzarrini GT 5300 wurden etwa 150 Stück produziert, bevor die Firma 1969 ihre Tore schloss.
Nur 150 Exemplare
So blieb es auch beim Mittelmotor-Bizzarrini P538 und dem kleineren GT 1900 mit Opel-Technik nur bei wenigen Exemplaren. Doch der rastlose Ingenieur arbeitete in den Folgejahren bis ins hohe Alter an zahlreichen Projekten vom Klein- bis zum Sportwagen, er war Dozent an der Universität in Rom und gemeinsam mit seiner Frau Rosanna immer wieder gern gesehener Gast auf Veranstaltungen. Giotto Bizzarrini starb am 13. Mai 2023, einen knappen Monat vor seinem 97. Geburtstag.