Meilensteine

Der Kurze mit dem heißen Blechdach – der SLK wird 25

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Eigentlich war Mercedes-Benz spät dran: als der SLK im Frühjahr 1996 auf den Markt kam, war der Roadsterboom bereits in vollem Gange. Der Vorreiter Mazda MX-5 erfreute sich großer Beliebtheit und selbst Rivale BMW hat dem Z3 mit seinem Auftritt im Bond-Streifen GoldenEye längst eine internationale Bühne geschaffen. Doch der SLK hatte noch ein Ass im Ärmel, besser gesagt: unterm Kofferraumdeckel.

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Heute würde man dieses Auto wohl als Leuchtturm bezeichnen. Im Jargon der Marketingstrategen fällt dieser Begriff immer dann, wenn es um ein leuchtendes Beispiel einer komplett neuen Produktlinie oder gar einer veränderten Ausrichtung eines Unternehmens geht. Auf den Mercedes-Benz SLK trifft beides zu. Denn einerseits hatte der frischgebackene Entwicklungschef, Dr. Dieter Zetsche, erkannt, dass die vertrockneten Konsumstrukturen der siebziger und achtziger Jahre schlicht überholt waren: Chefärzte kauften ihren Chablis bei Aldi, Studenten trugen Designerhemden statt Bundeswehrparka. In den Daimler-Niederlassungen tummelte sich ein völlig unberechenbares Volk, dem man nicht mehr ansehen konnte, ob es sich um S-Klasse-Kunden oder Selbstschrauber auf dem Weg zum Ersatzteilschalter handelte. Zetsches revolutionärer Ansatz: Wir brauchen einen Mercedes, der kundenorientiert, sportlich und qualitativ hochwertig ist. Kundenorientiert durfte in diesem Zusammenhang getrost mit "preiswert" übersetzt werden.

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Dabei war der SLK keineswegs auf Zetsches Mist gewachsen. Der kleine SL hätte schon 1992 auf den Markt kommen können und sollen, hätte nicht Zetsches Vorgänger, Dr. Wolfgang Peter, dem bereits weit fortgeschrittenen Projekt am 31. Mai 1990 den Stecker herausgezogen. Zetsche erkannte jedoch das Potential des jungen Mercedes und setzte das Projekt wieder unter Strom. So musste sich der SLK bei seinem Verkaufsstart im April 1996 unnötigerweise hinter einem gewachsenen Feld von Konkurrenten einordnen. Nur der Porsche Boxster als weiterer Nebenbuhler Made in Germany erschien noch ein wenig später im Sommer 1996.

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Ganz großes Kino: Kaum hat man den kleinen roten Knopf auf der Mittelkonsole nach hinten gezogen, fahren vier Seitenscheiben nach oben, der Kofferdeckel schwingt in ungewohnter Richtung nach hinten, Blechdach und Heckscheibe fahren aus dem Gepäckabteil und entfalten sich auf engstem Raum. Unter leisem Summen der Hydraulikpumpe kehrt die Kofferklappe wieder in ihre Ausgangsposition zurück, und aus dem offenen Zweisitzer mit der langen Haube und dem kurzen Heck ist ein knackiges Coupé geworden. Scharenweise strömten vor einem Vierteljahrhundert potentielle Kunden in die Niederlassungen, um dieses Schauspiel live zu erleben. Rund zwanzig Sekunden dauerte die Verwandlung, die so noch niemand gesehen hatte. Zwar gab es durchaus historische Vorläufer wie die Eclipse-Versionen der Vorkriegs-Peugeot 401 und 402 oder den Ford Fairlane 500 Retractable aus den Fünfzigern – aber diese schnelle Luftnummer ließ alle Konkurrenten vor Neid erblassen. Der SLK wurde zum Trendsetter einer ganzen Fahrzeuggattung. Womit wir wieder beim Leuchtturm wären.

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Insgesamt 311.222 Exemplare entstanden von der ersten Baureihe mit dem internen Kürzel R170 zwischen 1996 und 2004 – wobei das Jahr 2000 mit einem moderaten Facelift einherging. Die hohe Stückzahl sorgt dafür, dass SLK zu erstaunlich günstigen Preisen quasi an jeder Ecke stehen. Realistisch betrachtet wird es aus diesem Grund wohl auch noch lange dauern, bis aus dem kleinen Sport-Benz ein gesuchter Klassiker wird. Der SLK 230 Kompressor mit 193/197 PS ist das Massenmodell der Baureihe, durch das große Angebot ist er entsprechend preiswert. In unserer Kaufberatung blicken wir dem Roadster mit dem Stern in aller Ausführlichkeit unters Klappdach. Erhätlich ist sie zum Download in unserem Shop oder gedruckt in OLDTIMER MARKT 3/2016.

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