Der Dritte im Bunde
- 19. Juni 2018
- Red. OLDTIMER MARKT
Viel ist geschrieben worden über die Rivalität zwischen Ford und Ferrari bei den Langstreckenrennen in den sechziger Jahren. Und klar ist auch, 1966 wollten es die Herren aus Dearborn, Michigan wirklich wissen und das 24-Stunden-Rennen von Le Mans unbedingt gewinnen. Ihr heißestes Eisen: der GT40. Das Ergebnis ist bekannt, Ford holte einen Dreifachsieg und markierte damit den Auftakt zu vier Siegen in Folge an der Sarthe. Der einzige Schatten über den Triumph war hausgemacht: Der GT40 mit der Startnummer 1 (Ken Miles und Denis Hulme) lag nach 24 Stunden in Führung vor der Startnummer 2 (Bruce McLaren und Chris Amon) und der Startnummer 5 (Ronnie Bucknum und Dick Hutcherson).
Der persönlich anwesende Henry Ford II bestand jedoch auf ein medienwirksames Fotofinish, sodass McLaren und Miles fast zeitgleich über die Ziellinie fuhren. Was er dabei vergaß: In Le Mans zählt die zurückgelegte Distanz – und da McLaren acht Meter hinter Miles gestartet war, wurde die Besatzung von Startnummer 2 zum Sieger erklärt. Sehr zum Unwillen von Miles und Hulme. Ford konnte es jedoch egal sein, sie hatten Ferrari gezeigt, was eine Harke ist.
In dem ganzen Trubel rund um den unglücklichen Zieleinlauf geriet der drittplatzierte GT40 immer ein wenig in Vergessenheit. Bucknum und Hutcherson lagen zwar zwölf Runden hinter den beiden Führenden, fuhren aber dennoch gemeinsam mit ihnen durchs Ziel. Genau jenes goldlackierte Auto mit der Fahrgestellnummer 1016 kommt in diesem Sommer unter den Hammer. RM Sotheby’s versteigert den Wagen am 18. August im amerikanischen Monterey.
Und 1016 ist nicht nur eines der drei legendären Podiumautos von 1966, der GT40 hat auch eine durchaus interessante Historie vorzuweisen. Der Wagen war ursprünglich ein Mk I, das heißt mit 4,7-Liter-V8, flacherer Nase und dem ursprünglichen Heckteil. Shelby rüstete 1016 sukzessive zum Mk II um und nutzte ihn als Testwagen, ehe der GT40 beim 24-Stunden-Renn von Daytona wieder auftauchte – mit einem Zweigang-Automatikgetriebe! Das zeigte sich dann auch prompt den Anforderungen nicht gewachsen und sorgte für einen Ausfall nach 13 Stunden.
Zwei Monate später hielt die Automatik und es sprang ein zwölfter Platz beim 12-Stunden-Rennen von Sebring heraus. Anschließend ging’s zur erwähnten Triumphfahrt nach Le Mans (jetzt wieder mit einem klassischen Fünfganggetriebe). 1967 standen noch einmal Daytona (Ausfall wegen Getriebeschaden) und die Tests für Le Mans auf dem Programm, ehe 1016 aus dem aktiven Dienst entlassen wurde und nach zahlreichen Halterwechseln jetzt wieder auf den Markt kommt.
RM Sotheby’s schätzt, dass das Höchstgebot im Bereich zwischen neun bis zwölf Millionen Dollar liegen wird – womit dieser GT40 nur knapp unter dem Rekord für den teuersten Klassiker US-amerikanischer Herkunft rangieren würde. Aber wer weiß, bei Auktionen passieren manchmal unvorhersehbare Dinge…