Problematisches Bleiverbot
- 07. Dezember 2023
- Red. OLDTIMER MARKT
Ein Verbot der Verwendung von bleihaltigen Werkstoffen hätte fatale Folgen für die Gestaltung und den Erhalt von Kulturgütern aller Art. Egal ob historische Musikinstrumente, Zeugnisse der Technik- und Industriegeschichte, farbige Kirchenfenster und historische Gebäude, historische Drucktechniken oder verschiedenste Werke der Bildenden Kunst: ohne Blei werden ihre Gestaltung, Erhaltung, Reparatur oder Restaurierung unmöglich. Ohne Blei verlieren wir außerdem die vielfältigen überlieferten Kenntnisse und kulturell wertvollen Arbeitstechniken, die in diesem Zusammenhang unersetzlich sind. Der Entwurf der ECHA sieht vor, dass Blei und seine Legierungen zukünftig nur noch im Rahmen von aufwendigen und sehr kostspieligen Einzelgenehmigungsverfahren verwendet werden dürfen. Die entsprechenden Vorgaben können jedoch von den wenigen im Bereich der Kulturgüter arbeitenden Fachleuten und den Herstellern der dafür notwendigen Spezialmaterialien nicht erbracht werden. Unweigerliche Folge davon wäre, dass das kulturelle Erbe in der Europäischen Union nicht mehr fachgerecht bewahrt werden kann.
Eine gemeinsame Initiative von vielen Betroffenen hatte bereits im Mai 2022 zu über 2000 Einsprüchen gegen diese Pläne bei der europäischen Chemikalienagentur ECHA geführt (u. a. durch ICOMOS, ICOM, ECCO, ISCCSG, CVMA, INPA, Handwerksverbände u.v.m.).
Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Europäische Kommission der ECHA-Empfehlung eines totalen Bleiverbotes nicht folgt. Allerdings gibt es nun Bestrebungen, die Grenzwerte für die Konzentration von Blei am Arbeitsplatz auf so niedrige Werte festzulegen, dass sie in den oben beschriebenen Bereichen praktisch nicht eingehalten werden können und somit ein "Verbot durch die Hintertür" darstellen. Die wichtige Frage des Arbeitsschutzes ist in diesem Fall jedoch keine von Grenzwerten, sondern müsste durch nachhaltige Schulungen, die den Umgang mit Gefahrenstoffen zum Thema haben, geklärt werden. Deshalb muss auf das Thema weiterhin auf verschiedensten Wegen politisch aufmerksam gemacht werden.
Diese Werkstoffe könnten in Zukunft rar werden: Karosseriezinn mit Bleianteil lässt sich meist leichter verarbeiten als bleilose Pendants, welche schon gestandene Karosseriebaumeister in den Wahnsinn trieben
Das Ziel der Petition ist einfach: Wir fordern, dass traditionelle Bleiwerkstoffe für die handwerkliche, kunsthandwerkliche, künstlerische und erhaltende Arbeit an und mit Kulturgütern sowie historischen Objekten auch künftig verfügbar und verwendbar bleiben müssen. Dafür bitten wir Sie um Ihre Hilfe. Tragen Sie mit Ihrer Unterschrift dazu bei, dass unser kulturelles Erbe weiterhin in seiner ganzen Vielfalt erlebbar bleibt und unverfälscht erhalten werden kann.
Seit Kurzem ist eine von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe eingereichte Petition beim Europäischen Parlament zur Unterstützung freigeschaltet. Wenn Sie möchten, unterstützen Sie die Petition auf der Website des Petitionsausschusses des Europäischen Parlaments (deutsche Fassung): Hier gehts zur Petition
Dieser Text stammt, durch die Redaktion leicht geändert, von der promovierten Restauratorin Dr.Gundula Tutt