Einmalige Kollektion von Grand-Prix-Siegerwagen

Bernie Ecclestone veräußert seine Sammlung

Einige finanziell gut gestellte Sammlungen und Museen namhafter Grand-Prix-Wagen dürften eine einzigartige Gelegenheit wittern, denn der frühere Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (94) trennt sich von seiner außergewöhnlichen Sammlung historischer Grand-Prix-Autos. Der geschätzte Wert der Kollektion von 69 Fahrzeuge liegt bei 362 Millionen Euro. Aber wie kam es überhaupt zu dieser sagenhaften Sammlung und wie kam Ecclestone in die Position, diese einzigartigen Preziosen sammeln zu können?

Ecclestone, der 1930 in London geboren wurde, zog es als jungen Mann zum Motorsport hin. Ab 1949 startete er in der Formula Three auf Cooper. (Die Formula 3 startete mit „Eigenbau-Chassis“ und 500-Kubik-Motoren, oft von JAP). Nach einigen Rennen auf lokalen Rennstrecken wollte er sich aber zunächst mehr auf geschäftliche Aktivitäten konzentrieren. 1957 kehrte er zum Rennsport zurück, diesmal aber vor allem als Manager von Stuart Lewis-Evans. Leider erlitt dieser beim Großen Preis von Marokko 1958 schwere Verbrennungen, als sein Motor explodierte, und verstarb sechs Tage später. Der Vorfall erschütterte Ecclestone zutiefst, und er zog sich erneut aus dem Rennsport zurück. Sein Freund Roy Salvadori brachte ihn jedoch dazu, Manager von Jochen Rindt zu werden und außerdem Miteigentümer des Lotus-Formel-2-Teams von 1970, zu dem auch Graham Hill als Fahrer gehörte. Rindt, der auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 1970 war, starb bei einem Unfall auf der Rennstrecke von Monza.

Hochgeladenes Bild Ecclestone mit Fernando Alonso 2010

In der Saison 1971 trat der Besitzer von Brabham, Ron Tauranac an Ecclestone heran, denn er war auf der Suche nach einem Geschäftspartner. Ecclestone machte ihm tatsächlich ein Angebot, das allerdings die Übernahme des gesamten Teams beinhaltete. Tauranac verblieb zunächst im Unternehmen, verließ es aber bereits 1972. Ecclestone leitete das Brabham-Team bis 1988. In diesem Jahr verkaufte er es für ein Vielfaches an den Schweizer Geschäftsmann Joachim Luthi.

Parallel zu seiner Tätigkeit bei Brabham gründete er 1974 gemeinsam mit Frank Williams, Colin Chapman, Teddy Mayer, Ken Tyrrell und Max Mosley (Sohn von Oswald Mosley, einem britischen Aristokraten und Gründer der British Union of Fascists (BUF)) die Formula One Constructors Association (FOCA). In den 1970er-Jahren übernahm er zunehmend Verantwortung innerhalb der FOCA und der FISA, insbesondere bei der Verhandlung der Fernsehrechte für die Formel 1.

1978 wurde Ecclestone Geschäftsführer der FOCA, während Max Mosley als sein juristischer Berater fungierte. Der berühmteste Coup, bei dem er FOCA das Recht sicherte, die Fernsehverträge für die Grand-Prix-Rennen auszuhandeln, war der Startschuss für Ecclestones sagenhaften Reichtum. Er gründete die Firma Formula One Promotions and Administration (FOPA). Die Einnahmen aus den Fernsehrechten wurden dabei folgendermaßen aufgeteilt: 47 % gingen an die Teams, 30 % an die FIA und 23 % an FOPA (also an Ecclestone selbst). Im Gegenzug stellte FOPA das Preisgeld der „Großen Preise“ zur Verfügung.

Hochgeladenes Bild Autos mit Geschichte: Vanwall VW10, mit dem Stirling Moss mehrere Grand Prix in der Saison 1958 gewann

Zur Sammlung:

In den 1970er-Jahren begann Ecclestone Rennwagen zu sammeln, die Motorsportgeschichte geschrieben hatten. Viele der Brabham-Rennwagen behielt er nach deren Einsätzen einfach. Stück für Stück begann er Wagen mit besonderer Provenienz aufzukaufen, so zum Beispiel Ferraris von Michael Schumacher, Niki Lauda und Mike Hawthorn, dem ersten britischen Weltmeister. Auch Schumachers Ferrari F2002, mit dem er 2002 Weltmeister wurde findet sich in Ecclestones Hallen, sowie der revolutionäre Brabham BT46B "Fan Car", der 1978 in Schweden siegte. Der Verkauf erfolgt über den britischen Spezialisten Tom Hartley Jnr Ltd, ohne Auktion. „Nach all den Jahren möchte ich wissen, wo die Autos landen“, so Ecclestone, dem der Verbleib der Sammlung sehr am Herzen zu liegen scheint.