Alter Stromer
- 17. Januar 2025
- Martin Brüggemann
Die gerade so trendige E-Scooter-Hype lässt uns einen anderen Elektromobilitätsversuch ins Gedächtnis rufen: Am 10. Januar 1985 präsentierte Elektronik- und Computerspezialisten Sir Clive Sinclair sein beim Staubsaugerbauer Hoover in Wales produziertes Elektrodreirad „Sinclair C5“. Seit 1979 hatte Sinclair daran gefeilt und einen Teil seines Millionen-Vermögens für diese – in seinen Augen – Revolution im Personennahverkehr investiert.
Das skurrile Mobil hatte einen hinten gegabelten Zentralrohrrahmen aus Stahlblech, der von Lotus entwickelt wurde, und eine Karosserie aus Polypropylen. Das Fahrwerk verfügte über Luftbereifung mit Schläuchen, eine Federung war jedoch nicht an Bord. An der Hinterachse rotierten zwei Räder mit 16-Zoll-Reifen und Felgen aus Kunststoff. Das einzelne Vorderrad hatte eine Reifengröße von 12 Zoll, war in einer Gabel montiert und verfügte über eine einfache seilzugbetätigte Seitenzug-Felgenbremse mit Gummiklötzen. Am rechten Hinterrad verzögerte eine Trommelbremse, die ebenfalls per Seilzug und Handhebel betätigt wurde. Durch eine Arretierungsmöglichkeit am Handhebel diente diese auch als Feststellbremse. Das zulässige Gesamtgewicht betrug 160 Kilo bei einem Gepäckraumvolumen von rund 40 Litern.
Angetrieben wurde der C5 von einem Gleichstrommotor mit 250 W (0,34 PS), der über einen kurzen Zahnriemen und mit einem Freilauf versehen nur das linke Hinterrad antrieb und den man mit Pedalen unterstützen konnte. In der Betriebsanleitung wurde empfohlen, das Anfahren durch Pedalbetätigung zu unterstützen, um die Kohlebürsten des beim Start nur langsam drehenden Motors zu schonen. Den Motor lieferte Polymotor, ein Tochterunternehmen von Philips. Ihn speiste ein Zwölfvolt-Bleiakkumulator von Oldham Batteries mit einer Kapazität von 36 Ah. Insgesamt sollte der Sinclair C5 mit einer Batterieladung rund 32 Kilometer weit kommen.
Doch wie so oft ereilt Wegbereitern das Schicksal des Scheiterns. Schnell wurde Kritik laut: Reichweite zu mager, zu langsam (24 km/h), kein Wetterschutz, kaum vorhandene Insassensicherheit. Hinzu kamen Qualitätsprobleme in der Fertigung. Immerhin waren stolze 17.000 Stück gebaut worden, als im August 1985 „Sinclair Vehicle“ in die Insolvenz ging und damit die Produktion endete. Der viersitzige C15 wurde daher auch nicht mehr realisiert. Ob es heute an der Zeit wäre, die Pläne wieder aus der Schublade zu holen?