VW in der Krise – erneut?

Alle Jahre wieder

Geschichte wiederholt sich? Die jüngsten Nachrichten sind voll von Volkswagens Absatzkrise. Entlassungen, Werksschließungen und die Rede vom verpassten Anschluss. Tatsächlich jährt sich die Einführung des VW-Golf dieses Jahr zum 50. Mal, und es scheint, als wäre das alles schon einmal dagewesen. Denn zu Beginn der Siebziger steckte Volkswagen ebenfalls in einer Absatzkrise.

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Volkswagen hatte Anfang der Siebziger den Anschluss verpasst – einen ähnlichen Vorwurf gibt es heute mit Blick auf die Elektromobilität ebenfalls. Der Käfer mit seinem recht lauten und recht durstigen luftgekühlten Heckmotor war überaltert (auch wenn er in der Nutzfahrzeugsparte noch einige Jahr(zehnt)e weiterzwitscherte). Die Kundschaft wollte mehr Komfort, mehr Stauraum und zumindest eine funktionierende Heizung. Kurzum – sie hatte genug vom technischen Niveau der Wirtschaftswunder-Jahre. Dass der Golf zu einem absoluten Kassenschlager werden würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar.

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Volkswagen reagierte damals mit der Entlassung tausender Mitarbeiter und schloss sogar das Werk in Emden, das stark von der Produktion des Käfers abhängig war. Zusätzlich gab es Kurzarbeit, und Rufe nach staatlicher Unterstützung wurden laut, schließlich gab es seit 1960 das „Volkswagen-Gesetz“, in Zuge dessen der Staatskonzern in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden war. Das Land Niedersachsen als Großaktionär behielt aber stimmgewaltigen Einfluss. Auch hier sind Parallelen zur heutigen Krise erkennbar, denn die niedersächsische Landesregierung schaltete sich umgehend in die Debatte um Werksschließungen ein.

Zusätzlich erinnern die Ölkrisen der 1970er an die Energie-Diskussionen von heute. Damals war der Öl-Mangel durch eine gezielte Fördermengen-Drosselung der ölfördernden-Staaten verursacht worden, während heute der vermeintlich alternativlose Wechsel hin zur E-Mobilität den Konzern vor allem auf dem chinesischen Markt vor neue Herausforderungen stellt.

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Das VW-Management sagte vor Kurzem, man habe nur noch zwei Jahre Zeit um grundsätzlich etwas zu ändern, also die Kosten zu senken. Umgerechnet auf Standorte produziert der Konzern aktuell so wenig, dass zwei Fabriken eigentlich überflüssig wären. Die Zeit wird zeigen, ob Ingenieure und Zeitgeist nochmal die Gelegenheit bekommen, Volkswagen zu neuem Aufbruch zu verhelfen. Denn sie waren es, die Anfang der Siebziger den Golf zum Bestseller und Volkswagen wieder zum Global Player machten.