Abschied von Erich Bitter
- 13. Juli 2023
- Red. OLDTIMER PRAXIS
Bekannt geworden ist er vor allem als Schöpfer des bildschönen, auf Opel-Diplomat-Basis aufbauenden Bitter CD: Aber Erich Bitter hatte bereits vor jener Zeit als Autobauer, die offiziell 1971 begann, einen illustren Lebensweg vorzuweisen.
1933 in Schwelm bei Wuppertal geboren, legte er zunächst eine hoffnungsvolle Karriere als Radrennfahrer hin: Mit 16 Jahren begann er als Amateur, wechselte dann zu den Profis, wo er mit fixen Größen wie etwa Hennes Junkermann im Team fuhr. Dank der intensiven Radrennerei kam der Kontakt zu NSU zustande – und die Neckarsulmer verhalfen ihm zum Sprung von zwei auf vier Räder. Im kleinen Prinz hatte er auf Anhieb Erfolge auf der Rundstrecke, später stieg Bitter dann vor allem um auf heiße Abarth.
Mit 850 und 1000 TC erzielte der Privatfahrer Mitte der Sechziger reihenweise Top-Resultate, so dass Carlo Abarth ihn als Werks-Pilot engagierte. Mit dem Abarth 1300 OT war er in den GT-Wettbewerben und mit dem offenen Zweiliter-Sportwagen bei den großen Rundenstrecken und Marken-WM-Läufen unterwegs. Der Firmenpatron überließ dem Rheinländer alsbald auch den Alleinvertrieb seiner Fahrzeuge für die Bundesrepublik.
Inzwischen machte sich Bitter außerdem mit seiner 1959 gegründeten Firma RallyeBitter einen Namen. Hatte er doch hierzulande eine Art Monopolstellung für die noch in kläglichen Anfängen steckende Ausrüstung mit feuerabweisender Rennbekleidung aufgebaut, unter anderem mit der Kollektion des britischen Herstellers Les Leston. In den Sechzigern rollte jedenfalls fast jeder namhafte deutsche Rennfahrer mit einer Bitter-Ausrüstung an den Start.
Noch während der Abarth-Ära ergab sich unterdessen 1968 ein erster Kontakt mit Opel. Niemand ahnte, dass aus ein paar Rennstarts mit der spektakulären „Schwarzen Witwe“, einem Gruppe-5-Tourenwagen auf Basis des Rekord C, mit dem Bitter die etablierte Porsche- und BMW-Konkurrenz verblies, schon etwas später eine gedeihliche Zusammenarbeit werden sollte. Der damalige Opel-Vorstand Bob Lutz hielt nämlich große Stücke auf den technisch höchst beflissenen Rennfahrer… Bevor sich das Opel-Kapitel konkretisierte, übernahm Bitter (wiederum über seine Kontakte zu Carlo Abarth) noch kurzentschlossen den Import italienischer Intermeccanica-Sportwagen mit Ford-Antriebstechnik. Schnell kristallisierte sich jedoch heraus, dass deren Konstruktion alles andere als ausgereift war – und mit GM- (oder Opel-Diplomat-) Technik eine deutlich bessere Figur abgeben würde!
Schlussendlich der Startschuss für die Gründung der eigenen Bitter Automobil GmbH, die mit maßgeblicher Unterstützung von Opel, aber auch vom Stuttgarter Karosseriespezialisten Baur zustande kam – und deren erstes ehrgeiziges Ergebnis auf der IAA 1973 gleich einschlug wie eine Bombe. Das Luxuscoupé namens Bitter CD entpuppte sich auch dank Bitters cleverer Verkaufsstrategie schon bald als Liebling insbesondere in Promi-Kreisen.
Nicht nur bekannte Profi-Fußballer wie Paul Breitner (der mit seinem Maserati Indy nicht wirklich glücklich war), Jürgen Grabowski oder Bernd Hölzenbein, die nach dem Gewinn des WM-Titels 1974 noch mehr im Rampenlicht standen, setzten sich hinters Lenkrad des 230-PS-CD. Showstars wie Howard Carpendale oder Heino zählten ebenso zu Bitters illustrer und solventer Kundschaft, die knapp 60.000 Mark fürs Coupé hinlegen musste (ein Mercedes 450 SE kostete seinerzeit keine 40.000 Mark…)
Bis zum Produktionsende 1979 wurden immerhin 395 Exemplare bei Baur in Stuttgart aufgebaut. Für die Fortsetzung der Erfolgsstory fehlte nach Ausmusterung des Opel Diplomat dann zwar zunächst die technische Grundlage – aber Erich Bitter hatte längst das nächste Projekt in Angriff genommen. Auf Basis des Opel Senator entstand ab 1980 der schnittige Bitter SC, dessen Produktion in mehreren Ausbaustufen (und mit insgesamt mehr als 400 Exemplaren) noch bis 1986 andauerte.
Später folgten noch weitere exklusive, in Kleinserie gefertigte Modelle – wobei etwa der CD2 Concept auf Basis des Holden Monaro, der ab 2005 geplant war, daran scheiterte, dass GM den Monaro Ende desselben Jahres einstellte…
Insgesamt aber tragen rund 1000 Fahrzeuge das mal mehr, mal weniger große B auf Haube und Heck. Eine der letzten Kreationen war der „Bitter Opel Insignia“, der als kleine Sonderserie mit Anbauteilen aus Carbon aufgelegt wurde.