100 Jahre Monza: Rennen im Park
- 03. September 2022
- Michael Hundt
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Beim Großen Preis von Italien, eine Woche nach dem Eröffnungsrennen 1922, spielte der Wettergott nicht richtig mit
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In den Dreißigern dominierten die deutschen Silberpfeile von Mercedes-Benz und die Silberfische der Auto Union
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Nach dem Zweiten Weltkrieg beherrschte Alfa Romeo die Szenerie, hier 1950 Nino Farina vor Juan Manuel Fangio
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1955 wurden erstmals die neu errichteten Steilkurven befahren, es siegte Juan Manuel Fangio im Mercedes-Benz W196 R
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Monza 1961 war das letzte Rennen von Wolfgang Graf Berghe von Trips, hier mit der Nummer 4 in der ersten Startreihe
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Sportwagen gastierten ebenfalls im Königlichen Park wie etwa Nino Vaccarella bei den 1000 Kilometern von Monza 1970
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Monza war auch im Tourenwagensport beliebt – wie hier 1975 beim Vierstundenrennen, vorne Dieter Quester im BMW
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Die große Zeit der Turbos waren die achtziger Jahre. 1981 gewann Alain Prost im Renault RE 30 den Italien-Grand-Prix
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Der bislang letzte F1-Sieg für Ferrari beim italienischen Großen Preis gelang Charles Leclerc vor drei Jahren im SF 90
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Nicht mehr tödlich, dafür kurios sind die Crashs in Monza, wie hier voriges Jahr mit Lewis Hamilton und Max Verstappen
Es war grau und regnerisch an jenem 3. September 1922, als die neue Grand-Prix-Strecke im Königlichen Park von Monza mit einem Voiturette-Rennen – der damaligen GP2 – eröffnet wurde. Als am Wochenende darauf der Große Preis von Italien dort ausgerichtet werden sollte, hatte sich die Zahl der Nennungen stark reduziert: Nur acht Wagen standen am Start, wieder regnete es. Austro-Daimler hatte nach dem Todessturz von Fritz Kuhn im Training seine Wagen zurückgezogen, der Fiat-Equipe stand als einziger ernsthafter Konkurrent nur noch ein Bugatti gegenüber… Dem Fiat-Sieg folgten bald weitere von Alfa Romeo und anderen. Doch die Triumphe wechselten sich immer wieder mit Katastrophen ab: 1928 riss Emilio Materassi zwei Dutzend Zuschauer mit in den Tod, 1933 starben am Schwarzen Sonntag von Monza drei Spitzenpiloten. Ab 1934 gewannen die deutschen Silberpfeile in Serie, Mercedes-Benz trug sich auch 1954 und 1955 in die Siegeslisten ein, ansonsten beherrschten die Italiener das Feld, bevor ab den sechziger Jahren vielfach britische Rennställe dominierten. In der Ära Schumacher konnte Ferrari wieder einige Siege in Folge einfahren, was später nur noch Mercedes-AMG gelang.
Die Hochgeschwindigkeitsstrecke (2005 erreichte Kimi Räikkönnen 370 km/h) war berühmt-berüchtigt für die Windschattenjagden, die sich die Fahrer lieferten – nicht nur bei Grands Prix, sondern auch bei Sportwagenrennen wie den 1000 km von Monza. Für Fan-Atmosphäre sorgten klapprige Metallgerüste und Plakatwände, auf denen die rennbegeisterten Tifosi entlang von Lesmo, Variante Ascari und Parabolica herumhangelten. Die überhöhten Kurven im inneren Oval des knapp sechs Kilometer langen Kurses wurden 1954 zu echten Steilkurven umgebaut, allerdings in der Form nur viermal für Formel-1-Rennen genutzt. Zuletzt 1961, dem Todesjahr Wolfgang Graf Berghe von Trips'. 1970 und 1978 forderte die Strecke mit Jochen Rindt und Ronnie Peterson weitere prominente Opfer. Die bereits seit den Dreißigern existierenden Schikanen sorgten immer wieder für kuriose Crashs, wie etwa voriges Jahr mit Lewis Hamilton und Max Verstappen. Dennoch: Monza ist und bleibt einer der faszinierendsten Circuits der Welt.