„The worst car of all time?“: Austin Allegro
Der Zweite im Bunde der von uns verlosten Wagen ist der Austin Allegro. Als Golf-Alternative von der Insel erhielt er einiges an schlechter Kritik, ist diese auch 50 Jahre nach seinem Erscheinen gerechtfertigt?
Der Austin Allegro wurde bei BLMC (British Leyland Motor Corporation Ltd. Mit dem Typenkürzel ADO67 als Nachfolger des BMC ADO16 entwickelt. In den rund zehn Jahren Bauzeit entstanden rund 650.000 Stück, was bei weitem nicht den von BLMC gesteckten Erwartungen entsprach. Das Auto fiel vor allem der Klatschpresse und dem schlechten Ruf von British Leyland zum Opfer: Diese übte allen voran Kritik daran, dass der 1973 in Serie gegangene Wagen sehr wenig vom ursprünglichen Designentwurf hatte. Dieser kam von Harris Mann, der zu dieser Zeit Vorsitzenden der Designabteilung bei British Leyland war. Aus seiner Feder stammt auch das Design des Triumph TR7 und TR8, die eine andere Formsprache vermuten lassen, als die die letztendlich mit dem Allegro in Serie ging. Aufgrund der großen Heizung aus dem Morris Marina und der neuen, höher bauenden Motoren, wurde es nötig, die Motorhaube und andere Karosserieteile nachzuarbeiten, was das Fahrzeug runder und breiter werden ließ.
An der Karosserie gab es neben optischen Aspekten auch noch andere Mängelpunkte: Sie war durch relativ weit außen liegende Längsversteifungen und wenige Querverstrebungen recht verwindungsfreudig. Einige böse Zungen behaupteten gar, dass wenn der Wagen an der falschen Stelle angehoben würde, die Heckscheibe aus ihrer Fassung fiele! Tatsächlich gilt der Allegro bei alltäglicher Fahrweise als absolut tauglich, auch wenn seine Fahrleistungen nicht mit einem Alfasud oder einem Citroen GS mithalten können. Jenen Autos also, die BLMC als direkte Konkurrenten zu ihrem Produkt sah. Der Allegro galt als das Auto für den europäischen Markt, der Morris Marina das Auto für den, sagen wir „traditionsbewussten Briten“. Interessant geworden war diese Unterscheidung vermutlich durch den Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1973.
Der Austin Allegro war damals eine komplette Neuentwicklung. Im Gegensatz zu einigen seiner Kontrahenten, vor allem der aus dem eigenen Haus in Form des Morris Marina, hatte er sogar einige technische Leckerbissen zu bieten. Beispielsweise verfügte er über die so genannte Hydragas-Federung, die eine Weiterentwicklung der aus den Vorgängermodellen, beispielweise dem Mini, bekannten Hydrolastic-Federung war. Unter der Haube arbeitete bei den Motorisierungen ab 1.3 Litern der neu Entwickelte E-Motor mit obenliegender Nockenwelle. Basis einiger Kontroversen war auch ein Aspekt im Innenraum des Fahrzeuges: Die frühen Exemplare wurden mit einem „Quartic“ getauften Lenkrad ausgeliefert, welches einem Quadrat mit großen Radien an den Ecken, ähnlich einem antiken Fernsehapparat, glich. Sinn der Sache war es, den Fußraum des Fahrers zu vergrößern. Auch die größten Kritiker mussten die gute Rostvorsorge des Austin anerkennen. Innenbeschichtete Längsträger und Kastenstrukturen, Elastomer-Schutzschichten in den Radkästen, im Kofferraum- und dem Unterboden, sowie eine aluminiumbeschichtete Auspuffanlage waren Ende der Siebziger keineswegs selbstverständlich.
In einem Interview sagte Harris Mann später, dass der Austin Allegro deutlich besser als sein Ruf gewesen sei. Egal was British Leyland damals machte, es wurde kritisiert. Auch brachte man den Austin Allegro mit Streiks der Workers Union und veralteten Produktionsmethoden in Verbindung.
Unser Krebshilfe Auto hat also turbulente Zeiten hinter sich, und gilt mittlerweile als Rarität – viele seiner Artgenossen wurden geplündert um beispielsweise ähnlich motorisierte Mini am Laufen zu halten. Es entstammt der 3. Allegro – Serie, weshalb es die markanten Rundscheinwerfer tragt. Auch wirken heute die ehemals als „pummelig“ empfundenen Rundungen unseres Austin Allegro 1300 Special im Vergleich mit modernen PKW der Vollfettstufe eher dezent, ja, fast schon schnittig. Über das geister-scheidende „Quartic“-Lenkrad verfügt unser Auto im übrigen nicht: Das wurde beim Allegro schon in der ersten Modellpflege gegen das klassisch runde aus dem Morris Marina ausgetauscht. Unser Exemplar, welches wir dank Axel Valentiner-Brandt und Ulrich Rau verlosen dürfen zählt zu den wenigen Überlebenden, vielleicht ist er sogar der beste in Deutschland. Auf jeden Fall verdient er es erhalten zu werden. Allemal zu einem guten Zweck!