Spoiler-Alarm!
- 03. Januar 2022
- Red. OLDTIMER MARKT
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Enzo Ferrari war kein Freund aerodynamischer Hilfsmittel. Ausgerechnet der F40, der letzte Ferrari unter der Ägide des Commendatore , setzte den Flügel in Rahmenform jedoch deutlich ins Bild
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BMW hatte beim 3.0 CSL lediglich die Homologation für Tourenwagenrennen im Sinn. Kein Wunder, dass der Heckflügel unmontiert mitgeliefert wurde – TÜV hatte der sowieso niemals
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Nach dem noch etwas verschämt aufragenden Entenbürzel der RS-Modelle ging Porsche beim 911 Turbo flügeltechnisch in die Vollen und verwendete üppig geschäumten Kunststoff
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Rennstallbesitzer Walter Wolfs privater Lamborghini Countach war die Blaupause für das später kommende Flügelwerk an der Bologneser Flunder
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Wer die Nascar-Serie gewinnen will, muss optische Opfer bringen: Dodge Charger Daytona mit Riesenflügel. Die halbe Höhe erwies sich übrigens bei Tests schon als ausreichend – dann wäre jedoch der Kofferraumdeckel nicht mehr aufgegangen…
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Ein Jahr später setzte Konzernschwester Plymouth mit dem Superbird noch eins drauf: Der Flügel wurde stärker geneigt und ragte noch höher auf – man verlor alle Hemmungen
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Selbst Mercedes griff beim 190 E 2.5-16 Evolution 2 zum monströsen Leitwerk auf dem Limousinenheck – was tut man nicht alles für die DTM-Homologation…
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Auch Ford setzte beim Sierra RS Cosworth auf ein mannshohes Vesperbrett, das mittig noch von einer Stütze getragen wird
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Und Opels Beitrag zum Thema Homologationsmodelle für die DTM, der Omega Evolution 500, hatte gar einen elektrisch höhenverstellbaren Heckflügel mit zusätzlich ausfahrbarer Abrisskante – der Fahrer konnte wählen zwischen hoch und ganz hoch…
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Dagegen mutet die erweiterte Abrisskante am Dach des Renault 5 Turbo schon fast putzig an. Im Wettbewerbstrim wurde diese aber zu einem erstaunlich großen Brett erweitert
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Ob der Miniflügel auf dem Dach des Lancia Stratos tatsächlich für Abtrieb sorgt, darf bezweifelt werden, die fast senkrecht stehende Abrisskante dürfte dagegen die Traktion enorm verbessert haben – im Gegensatz zum Cw-Wert
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Wenn das große Vorbild Countach schon Spoiler bekommt, kann De Tomaso nicht nachstehen. Auf seine alten Tage bekam der Pantera noch ein martialisches Bodykit verpasst
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Richtiggehend zurückhaltend kommt die aufgestellte Abrisskante des Chevrolet Camaro daher. Ernsthafte Untersuchungen im Windkanal dürften seinerzeit jedoch nicht im Entwicklungslastenheft gestanden haben…
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Ob’s was bringt? Vermutlich nicht, aber im Ringen um Aufmerksamkeit im Muscle-Car-Krieg der US-Konzerne machte der Heckspoiler des Buick GSX schon was her
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Ähnlich verhält es sich wohl auch beim Pontiac Firebird Trans Am Ram Air IV, dessen Spoiler vermutlich nur dekorativen Aufgaben folgte
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Spoiler? No, we’re british. Vermutlich die englische Zurückhaltung gebot es, das Heckleitwerk des Jaguar XJ 220 möglichst unauffälig zu gestalten und in die Karosserieform zu integrieren
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Nach 16 Jahren Bauzeit wuchs allerdings auch dem Lotus Esprit eine zusätzliche Luftführung auf dem Heck. Kein Wunder, schließlich lag mittlerweile auch die doppelte Leistung an
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Nissan propfte seiner Sportlimousine Skyline 1972 ein heute allenfalls nach D&W-Katalog anmutendes Flügelwerk auf. Auch hier stand die Homologation eines Rennwagens eigentlich im Vordergrund
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Mitsubishi begründete 1992 mit dem Lancer Evolution eine ganze Reihe erfolgreicher Rallyeautos. Es folgten neuen weitere Ausführungen, bei denen die Heckflügel immer größer wurden
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Da konnte Konkurrent Subaru natürlich nicht hintanstehen: Der Impreza WRX war ebenfalls ein erfolgreiches Rallyefahrzeug mit mindestens ebenso imposanten Leitwerken
Spielverderber?
Das englische Verb "to spoil" bedeutet im Deutschen wortwörtlich übersetzt "verderben". Für Menschen, die um die Jahrtausendwende geboren wurden, ist ein Spoiler definitiv nichts Gutes – etwa wenn ihnen jemand das Ende der spannenden Netflix-Serie im Voraus verrät. Am Auto soll der Spoiler es jedoch nicht dem Betrachter verderben, sondern vielmehr der Luft. Anstelle unkontrollierter Strömungen mit unerwünschten Effekten soll die Luft mithilfe des Spoilers dazu genutzt werden das Auto auf die Straße zu drücken, Abtrieb zu generieren – und das vor allem bei hohen Geschwindigkeiten.
Rennoptik für die Straße
In den Anfangstagen dieses aerodynamischen Hilfsmittels gingen die Ingenieure meist nach dem Motto "viel hilft viel" vor. Irgendwann wurden die Leitbleche aber immer ausgefeilter und spätestens seit Diffusoren am Unterboden deren Job noch viel besser erledigen, sind sie zur reinen Zierde degradiert worden. Ihre Hochzeiten feierten ausladende Heckpoiler im Serienautomobil aber immer dann, wenn zur Teilnahme an einer Rennserie eine gewisse Homologationsstückzahl für die Straße gefordert war. Dann konnte Otto-Normalverbraucher plötzlich wild aufgebrezelte Fahrzeuge im Autohaus nebenan erwerben, die eigentlich nur für die Rennstrecke gedacht waren.
Begleiten Sie uns durch eine Bilderreise von notwendigen, wahnwitzigen, formschönen oder einfach nur sinnfreien Heckspoilern an straßenzugelassenen Serienautos!