Schrott oder hot?
- 23. Juli 2019
- Red. OLDTIMER MARKT
Es ist wie so häufig alles eine Sicht der Dinge: Die einen sehen einen Haufen Schrott, die anderen eine verheißungsvolle Basis. In welche Kategorie der kürzlich entdeckte Maserati 5000 GT Coupé Ghia fällt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Dass es sich bei den traurigen Fragmenten jedoch um etwas ganz Besonderes handelt, sollten auch Nicht-Kenner schnell erkennen.
Denn vom 5000 GT fertigte Maserati lediglich 34 Stück – und kaum eines dieser 34 Exemplare gleicht dem anderen. Nicht weniger als acht verschiedene Karosseriebauer kleideten das Maserati-Top-Modell ein. Unter ihnen auch Ghia, die im Auftrag des italienischen Großindustriellen Ferdinando Innocenti ein Einzelstück fertigten. Innocenti, Chef des Rollerherstellers Lambretta, war durch Arbeiten für seine Zweiräder schon mit dem Hause Ghia verbunden, und so verwundert es auch nicht, dass deren Designer Sergio Sartorelli (VW Typ 34, Fiat 2300 Coupé und andere) den besonderen Maserati gestalten sollte.
Innocenti konnte das fertige Auto 1961 in Empfang nehmen, nachdem es auf der Motorshow Turin ausgestellt wurde. Wann er das exklusive Coupé verkaufte lässt sich nicht mehr genau ermitteln. Nach einigen Stationen in Italien verlor sich die Spur des Maserati für viele Jahre. Tatsächlich stand der Wagen schon seit den frühen Siebzigern in Saudi-Arabien – abgestellt und vergessen. Erst jetzt wollen sich die Erben des letzten Besitzers von dem Einzelstück trennen.
Und so traurig der Maserati mit dem 325 PS starken Fünfliter-V8 auch aussehen mag, er ist erstaunlicherweise nahezu vollständig – was für die kommende Restaurierung von unschätzbarem Vorteil sein dürfte. Das Auktionshaus RM Sotheby’s, die den Wagen am 17. August in Monterey unter den Hammer bringen, hält sich mit einem Schätzpreis bisher zurück. Vielleicht ist doch nicht alles Schrott, was rostet…