Nur Fliegen ist schöner…
- 16. April 2018
- Red. OLDTIMER MARKT
„Nur Fliegen ist schöner…“ – der Spruch ist längst zum geflügelten Wort geworden. Und das Auto, für den der Slogan einst warb, ist schon lange im Klassiker-Olymp angekommen: Vor 50 Jahren rollte der erste Opel GT vom Band. Doch genau genommen beginnt die Karriere des Opel GT nicht vor 50, sondern genau vor 53 Jahren – mit einem Paukenschlag: Auf der IAA 1965 in Frankfurt präsentiert Opel einen zweisitzigen Sportwagen im modernen „Coke Bottle Shape“. Entworfen haben den kompakten Sportler die Designer um Erhard Schnell im Rüsselsheimer „Styling-Studio“ – dem ersten Designcenter eines Automobilherstellers in Europa.
Wenn Designer träumen
Erhard Schnell erinnert sich, wie geheim die Entwicklung des Experimental GT war: „Am Anfang war es ein Alleingang von uns im Styling. Mein Chef hatte den Vorstand nicht eingeweiht. Als die Studie dann fast fertig war und auf der IAA gezeigt werden konnte, kam er aber nicht drum herum, seine Vorgesetzten zu informieren. Wir hatten wirklich große Bedenken, als der Experimental GT zum ersten Mal intern vorgeführt wurde. Uns ist dann ein riesiger Stein vom Herzen gefallen, als die hohen Herren spontan applaudiert haben und völlig hingerissen waren.“
Unverwechselbare Scheinwerfermechanik
Hinter den Kulissen beginnen nach der erfolgreichen Präsentation die notwendigen Modifizierungen für den Serienbau. So weichen die anfangs herkömmlich klappenden Scheinwerfer schnell einem anderen Patent: Tatsächlich schwenken die neuen Leuchten um die Längsachse aus der Karosserie, wenn der Fahrer den dazugehörigen Hebel in der Mittelkonsole mit einem herzhaften "Klonk" bewegt. Eine Sache, über die die GT-Macher gar nicht mit sich diskutieren lassen wollen, bleibt jedoch: der nach hinten versetzte Motor, der zwar für eine kompliziertere Fertigung und eine drangvolle Enge im Triebwerksabteil sorgt, aber durch die günstigere Gewichtsverteilung massiv zum guten Fahrverhalten des GT beiträgt – und das, mit den vom Kadett B bekannten Achsen.
Ein Bochumer mit französischen Wurzeln
1968 rollt der erste Opel GT vom Band, oder besser gesagt von den Bändern. Denn die Rohkarosserie fertigt Chausson in Frankreich. Von dort geht die Reise zu Brissoneau & Lotz, wo die Lackierung aufgetragen und die Innenausstattung eingebaut wird. Erst dann kommen die GT nach Deutschland ins Bochumer Werk, wo schließlich die Endmontage mit Motor und Achsen stattfindet.
Hauptabsatzmarkt USA
Für die GT-Kunden stehen zwei Triebwerke zur Wahl: Ein aus der Kadett-Familie bekannter 1,1-Liter-Vierzylinder mit 60 PS und ein 90 PS starkes 1,9-Liter-Aggregat aus der Rekord-Baureihe. Letzterer sorgt für immerhin 185 km/h Spitze und eine Beschleunigung von null auf Tempo 100 in 11,5 Sekunden – seinerzeit mehr als respektable Werte. Das Aus kommt schließlich 1973. Strengere Kollisionsschutzauflagen in den USA und der Verkauf des Fertigungspartners Brissoneau & Lotz an Renault führen zur Einstellung der Baureihe. In nur fünf Produktionsjahren erreicht der GT eine Gesamtauflage von 103.463 Einheiten, mehr als die Hälfte davon geht in die USA.