Le-Mans-Rennwagen mit Straßenzulassung
- 18. August 2025
- Gregor Schulz , Bilder: Porsche
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Porsche: Le-Mans-Rennwagen mit Straßenzulassung
Geschichte wiederholt sich – soweit nichts Neues. Dass allerdings diese Geschichte eine Fortsetzung finden würde, hätte jeder, der danach gefragt worden wäre, bis vor wenigen Wochen ins Reich der Fabeln verwiesen. Dann kam Porsche und bewies, dass das scheinbar Unmögliche heute noch genauso machbar ist wie vor 50 Jahren: ein Le-Mans-Rennwagen mit Straßenzulassung!
1975 erhielt Gregorio Rossi di Montelera, Erbe der Wermut-Marke Martini und somit langjähriger Porsche-Sponsor, einen 917 K mit amtlichen Kennzeichen. Die stammten zwar aus dem US-Bundestaat Alabama, hatten aber auch in Europa volle Gültigkeit. Auf Wunsch des italienischen Adligen hatte Porsche einen seiner ausgedienten Renner unter anderem mit Endschalldämpfer, zusätzlichen Außenspiegeln und Seitenblinkern ausgerüstet, dazu gab’s ein Ersatzrad unter der Haube und eine Hupe. Manche Umbaumaßnahmen waren per Gesetz vorgeschrieben, andere Wunsch des Besitzers – wie die silberne Lackierung und das luxuriös anmutende Interieur.
Beides hat auch der 963 RSP, den Porsche im Juni 2025 anlässlich der 24 Stunden von Le Mans präsentierte und der als legitimer Nachfolger von Rossis 917 K gelten darf. In diesem Fall basiert der straßentaugliche LMDh-Prototyp sogar auf der aktuellen Version des Le-Mans-Rennwagens. Das Einzelstück erhält kein Geringerer als die amerikanische Motorsportlegende Roger Penske. Das Team des 88-jährigen Grandseigneurs setzt die Porsche-Werkswagen in der IMSA-Serie und der Langstrecken-Weltmeisterschaft ein. Penskes Initialen – sein zweiter Vorname ist Searle – waren Insipation bei der Namensgebung. Natürlich wurde auch der 963 RSP umfangreich modifiziert: Anders als die Rennwagen ist er lackiert statt foliert. Der Innenraum ist in Alcantara statt in Leder ausgeschlagen, allerdings im gleichen Farbton wie bei Rossis Neunsiebzehner. Mehr Bodenfreiheit, eine besondere Abstimmung der Dämpfer sowie eine auf den Straßenverkehr angepasste Beleuchtung gehören ebenso dazu wie Verkleidungen der Radhausschalen, profilierte Reifen von Michelin und – natürlich – eine Hupe.
Was noch fehlt, sind Siege der Rennversion. Der 917 gewann bei drei Starts zweimal, der 963 kann einen zweiten Platz in diesem Jahr als bis dato bestes Le-Mans-Ergebnis vorweisen.