Einst Konkurrenz für Bentley und Co.: 100 Jahre Alvis
- 07. Mai 2020
- Gregor Schulz
-
Vor 100 Jahren begann bei Alvis der Automobilbau mit dem Modell 10/30, einer Konstruktion von Geoffrey de Freville.
-
Die ersten Alvis, wie dieses Exemplar aus dem Jahr 1923, waren typische Kinder ihrer Zeit, gut verarbeitet und verkauften sich entsprechend gut.
-
Auch sportliche Modelle gehörten zum Portfolio, hier ein 25/50 SD von 1927, der noch heute bei historischen Rennen in Einsatz ist.
-
1928 präsentierte Alvis einen der ersten Fronttriebler überhaupt, der FWD. Er war kein kommerzieller Erfolg.
-
Der ab 1932 gebaute Speed 20 mit 2,5- bis 2,8-Liter-Reihensechzylinder überflügelte Aston Martin und galt trotz weniger Hubraum sogar als ernstzunehmender Bentley-Konkurrent.
-
Wie damals üblich, beauftragte der Kunde einen unabhängigen Karosseriebauer mit dem Aufbau. Entsprechen vielfältig waren die Fahrzeuge.
-
Die Karosserie dieses Alvis Speed 25 Drop Heads Coupé von 1937 stammt von Charlesworth Bodies. Mit dieser Firma arbeitete Alvis damals regelmäßig zusammen.
-
Der Alvis TA 14 führte die Vorkriegstradition der Marke fort. Die Fabrikhallen in Coventry waren bei deutschen Luftangriffen schwer beschädigt worden.
-
Unter den Autos für gehobene Ansprüche befand sich auch dieser eigenwillig gestaltete Roadster TB 14.
-
Mit der klassisch geformten Limousine TA 21 erschien 1950 die Three Litre Series, die zunächst zum Erfolg wurde.
-
Der Dreiliter-Roadster TB 21 ist aufgrund seines langen Chassis deutlich gestreckter als der TB 14
-
Die Entwürfe von Hermann Graber, Importeur für die Schweiz, prägten den Stil seit dem TC 108/G
-
Die Serienaufbauten ab dem TD 21 Series I, der 727-mal produziert wurde, kamen vom Karosseriebauer Park Ward, der auch Rolls-Royce einkleidete
-
Der Alvis TD 21 Series II von 1962/63 trug seine Zusatzlampen neben dem Kühlergrill integriert. Innerhalb eines Jahres entstanden 289 Exemplare
-
An übereinanderliegenden Scheinwerfern war der TE 21 zu erkennen (hier das Cabrio). Der TF 21 erhielt dazu noch ein moderneres Armaturenbrett
-
Bis 1966 stieg die Motorleistung des Sechszylinders von anfänglich 83 auf 150 PS. 1965 kaufte Rover Alvis, zwei Jahre später kam das Aus
-
Hier steht der letzte Alvis, ein 1967 gebauter TF 21, vor den Fabrikhallen, die inzwischen einem Einkaufszentrum weichen mussten.
Autlerlatein
Haben Sie in der Schule Latein gebüffelt? Dann kennen Sie vielleicht das Wörtchen vis, Lateinisch für Kraft. Und dann hatten Sie doch bestimmt Chemieunterreich? In Kombination mit dem Kürzel Al, dem Elementsymbol für Aluminium aus dem Periodensystem, entsteht der Name Alvis.
Oder doch nicht? Geoffrey de Freville jedenfalls, vor exakt 100 Jahren Konstrukteur des ersten Alvis-Automobils, des 10/30, behauptete später, der Name Alvis habe nicht die geringste Bedeutung und alle inhaltsschwangeren Erklärungsversuche seien an den Haaren herbeigezogen. Gut klingen solle Alvis und in allen wichtigen Sprachen leicht auszusprechen sein. Uhrenhersteller Rolex hatte das gut ein Jahrzehnt früher mit Erfolg vorgemacht.
Erfolgreich gestartet: Automobilbau bei Alvis
Das erste Alvis-Automobil ließ dann auch einen nennenswert höheren Aluminiumanteil vermissen, was den Verkaufszahlen keinen Abbruch tat – ganz im Gegenteil. In den Dreißigern wurde die Marke aus Coventry in einem Atemzug mit Bentley oder Lagonda genannt. Herausragend waren zum Beispiel die Modelle Silver Eagle und Speed 20. Bereits 1928 hatte Alvis mit dem FWD einen der allerersten Fronttriebler überhaupt auf den Markt gebracht, allerdings nur mit mäßigem Erfolg.
Zum (vorläufigen) Kassenschlager wurde die ab 1950 gebaute Three Litre Series, beginnend mit dem TA 21. Ihre Reihensechszylinder waren damals auf Höhe der Zeit. Doch dann ereilte Alvis das gleiche Schicksal, wie viele britische Autobauer: Man ruhte sich auf den Lorbeeren aus und verschlief den Anschluss. Die Technik wurde kaum weiterentwickelt, auch das ab 1958 gebaute, pontonförmige Kleid des neuen TD 21, dessen Design vom Schweizer Hermann Graber stammte, kaschierte das veraltete Chassis nur leidlich. Zunächst verkaufte sich der TD 21 noch recht ordentlich an eine konservative Klientel, doch mit dem TE 21 ging's endgültig bergab. 1965 übernahm Rover die Traditionsmarke, aber der ebenfalls altbackene TF 21 konnte Alvis nicht retten. 1967 war Schluss. Als Rüstungskonzern existierte Alvis noch einige Jahrzehnte weiter.
Lesen Sie außerdem: Wie der Markeninhaber Red Triangle Alvis-Besitzer in Corona-Zeiten beim Restaurieren unterstützt.