Der Machthaber ist tot
- 27. August 2019
- Red. OLDTIMER MARKT
Ferdinand Piëch ist tot. Er starb am Sonntag, den 25. August 2019 im Alter von 82 Jahren in einer Klinik in Rosenheim. Piëch kam 1937 in Wien zur Welt, seine Mutter Louise Piëch war die Tochter Ferdinand Porsches.
Ferdinand Piëch (ganz rechts) mit Geschwistern, Mutter Louise und Großvater Ferdinand Porsche
Innerhalb des Porsche/Piëch-Clans hatte Ferdinand Karl Piëch anfangs einen schweren Stand. Erst durch den Aufenthalt in einem Internat und ein anschließendes Maschinenbaustudium stieg er in der Gunst der Familie auf. 1963 begann er seine Arbeit bei Porsche, stieg 1965 zum Leiter der Entwicklungsabteilung auf, und wurde schließlich 1971 Technischer Geschäftsführer. Unter seiner Ägide entstand Ende der Sechziger der Porsche 917, das, wie er selbst sagte, "riskanteste Auto seines Lebens." Binnen kurzer Zeit dominierte der 917 die Sportwagenrennen weltweit, gewann zweimal in Le Mans und legte damit den Grundstein für den Mythos der Marke beim Langstreckenklassiker.
Ferdinand Piëch (ganz links) bei der Präsentation der 25 Homologations-Porsche-917
Nachdem sich – per Familienbeschluss – alle Familienmitglieder aus der Führung des Unternehmens Porsche zurückzuziehen hatten, gründete Piëch sein eigenes Konstruktionsbüro. Dort entwickelte er unter anderem für Mercedes die Grundzüge des Fünfzylinder-Dieselmotors OM 617.
Später im Jahr wechselte er zu Audi, wo er Hauptabteilungsleiter für Sonderaufgaben in der technischen Entwicklung und ab 1975 Vorstandsmitglied für Technik wurde. 1983 stieg er zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden auf, ehe er 1988 die Führung des Unternehmens übernahm. In seiner Zeit in Ingolstadt wandelte sich Audi vom eher biederen Hersteller zur aufstrebenden Premiummarke. Verantwortlich dafür waren vor allem Entwicklungen wie der quattro-Antrieb, vollverzinkte Karosserien und überdurchschnittliche Qualitätsansprüche – die alle mehr oder weniger durch Ferdinand Piëch verantwortet wurden.
Dreimal Ferdinand: Ferdinand Alexander Porsche (links) und Ferdinand Karl Piëch (rechts) mit ihrem Großvater Ferdinand Porsche (Mitte)
Doch die Rolle seines Lebens fand er im Jahr 1993 als Vorstandsvorsitzender von Volkswagen. Er krempelte den seinerzeit kränkelnden Konzern um, kürzte Kosten, führte die Plattformstrategie ein, verbesserte die Qualität – und verschliss eine erhebliche Menge an Mitarbeitern. In der Folge wuchsen sowohl Umsatz wie auch Gewinn drastisch und Volkswagen setzte unter seiner Regie zum Höhenflug an. Dazu gehörten immer mehr Marken und ein extrem weit gespreiztes Portfolio vom Dreiliter-Lupo bis zum 1000-PS-Bugatti. Sein Führungsstil galt dabei stets als streng, sein Streben nach Fertigungsqualität brachte ihm intern den Spitznamen "Fugen-Ferdl" ein – wenngleich auch niemand innerhalb des Konzerns das offen gesagt hätte. Nach internen Querelen stieg er 2015 aus dem Unternehmen aus und gab zwei Jahre später einen Großteil seiner Anteile ab.
Ferdinand Piëch hinterlässt seine Frau Ursula und 13 Kinder aus vier Beziehungen.