Das Groschengrab feiert Geburtstag
- 04. Januar 2024
- Martin Brüggemann
Die eisernen Parkwächter waren nie wählerisch, schluckten Zweimarkstücke, Einmarkstücke – und natürlich Groschen en masse. Und damit sich auch der Dümmste nicht überfordert fühlen musste, ließen sich die Uhren ebenso simpel bedienen wie ein Kaugummiautomat: Münze rein, Drehscheibe bis zum Anschlag im Uhrzeigersinn kurbeln, und die Zeche war gezahlt. Nur, dass unten leider nix Kaubares herauskam.
Dabei war der Duisburger „Parkograph“ nicht mal eine deutsche Erfindung – der „einbeinige Bandit“ wurde bereits in den vierziger Jahren in Amerika produziert, kam auf Umwegen in den Ruhrpott und wurde dort auf den Betrieb mit deutschen Münzen umgerüstet.
Die feierliche Einweihung der eingebürgerten Parkuhr endete jedoch nicht ganz planmäßig, wie der WDR berichtet: Am 4. Januar 1954 sollte die erste deutsche Parkuhr mit großem Tamtam in Betrieb genommen werden. Mittendrin, neben allerlei Politprominenz, die junge Regina Hermbusche. Sie arbeitete damals bei einer lokalen Zeitung und sollte vor den Kameras der Presse galant an der Parkuhr einparken und dann mit Münzen bezahlen. Vor ein paar Jahren hat Regina Hermbusche dem WDR erzählt, wie der Tag tatsächlich verlief: „Da bin ich gar nicht erst dazu gekommen, Geld einzuwerfen, weil ich vorher den schon umgefahren habe, den Parkographen, den ersten, in Duisburg. Ich hatte ja gar keinen Führerschein. Mein Chef, dem das Auto gehörte, der hat den Motor angelassen und mir nur gesagt, wo ich treten soll. Und dann habe ich natürlich auf Gas getreten…“
Die Begeisterung für den kassierenden Ami-Emigranten hielt sich bei den Duisburger Autofahrern – und davon gab es anno 1954 bereits 22.000 – stark in Grenzen. Mit lautstarken Protesten und sogar Klagen machten zahlreiche Kraftfahrer ihrem Unmut Luft, wie das Deutsche Patent- und Markenamt berichtet.
Erst Jahrzehnte später endete die große Ära der ungeliebten Säulen: Ab den achtziger Jahren wurden sie peu à peu von modernen Parkscheinautomaten abgelöst. Sie haben recht – das macht die Sache auch nicht viel besser…